In zwei Jahrzehnten als Vollzeitnerd hat sich der ein oder andere Text angesammelt, mit denen ich unseren Azubis versucht habe, Grundlagen über unseren Job (TCP/IP, aber auch bevorzugt Telefonie) zu erklären.

Das stelle ich hier, wann immer ich so einen Text nochmal irgendwo finde, zusammen. Diese Texte haben nicht den Anspruch, zu 100% exakt zu sein (sondern manches ist des besseres Verständnisses wegen vereinfacht worden). 

Heute:

Wenn man von Kommunikation redet, gibt es immer einen Sender und einen Empfänger. Und bei Telefonaten heißen die in bürokratischem Deutsch: A- und B-Teilnehmer.

International bzw. in IT-Dokumentation verwendet man die Begriffe Alice und Bob. Alice, also die A-Teilnehmerin, baut die Kommunikationsverbindung auf. Bob, also der B-Teilnehmer, ist der Empfänger (der angerufene).

Aber: Gerade bei IP-Telefonie gibt es techisch mehr als einen Anruf: Rufst Du von z.B. einem Yealink-Tischtelefon an einer SwyxWare-Telefonanlage mit einem Trunk Deines Providers SipTel3000 jemanden an, der bei NetUnited DSL-Kunde mit einer FritzBox ist und an dieser FritzBox ein Snom-Telefon als IP-Nebenstelle nutzt, dann sind das mindestens mal folgede Anrufe:

1. Einer von Deinem Yealink-Telefon an die SwyxWare-Telefonanlage
2. Einer vom Swyx-Server an den SIP-Server von "SipTel3000"
3. Einer vom SIP-Server des Providers SipTel3000 an z.B. die Deutsche Telekom
4. Einer von der Deutschen Telekom an NetUnited
5. Einer vom NetUnited-SIP-Server an die Fritzbox des NetUnited-Kunden
6. Und einer von der FritzBox an das Snom-Telefon

Die Deutsche Telekom ist in dem Fall der Beispiel-Mittelsmann, wenn SipTel3000 und NetUnited untereinander keine Netzusammenschaltung haben (was bei kleineren Anbietern meist nicht der Fall ist). Das muss nicht zwingend die Deutsche Telekom sein, das können auch andere große Carrier (sogenannte "Verbindungsnetzbetreiber") sein.

Also reden wir nicht von einem Anruf, sondern technisch von mindestens 6. Und das auch nur, falls SipTel3000 und NetUnited beide eine SIP-Infrastruktur einsetzen, bei der alles über ein und den gleichen sog. Class4-Switch ("Vermittlungssystem") läuft. Sobald da mehr Server im Spiel sind, könnten untereinander auch noch Anrufe entstehen.

Wenn es um das Verstehen von SIP-Telefonie geht, muss man also immer gucken, was man gerade betrachtet. Den Gesamtanruf (Alice = Du mit Deinem Yealink an einer Swyx-Telefonanlage und Bob = der Teilnehmer mit dem Snom-Telefon an der FritzBox), oder eine Teilstrecke (bei der dann z.B. Alice = der SwyxLinkManager-Dienst auf Deinem SwyxServer, und Bob = der SIP-Server von SipTel3000 ist).