Worum geht's hier?

In zwei Jahrzehnten als Vollzeitnerd hat sich der ein oder andere Text angesammelt, mit denen ich unseren Azubis versucht habe, Grundlagen über unseren Job (TCP/IP, aber auch bevorzugt Telefonie) zu erklären.

Das stelle ich hier, wann immer ich so einen Text nochmal irgendwo finde, zusammen. Diese Texte haben nicht den Anspruch, zu 100% exakt zu sein (sondern manches ist des besseres Verständnisses wegen vereinfacht worden). 

Heute:

Routing und Portierungen von Telefonnummern

Seit der Liberalisierung des Telefonmarktes 1998 gibt es nicht mehr nur die Deutsche Bundespost Telekom (DBPT), sondern viele Carrier. Und man kann auch seine Rufnummer bei einem Anbieterwechsel mitnehmen ("portieren").

Wie aber läuft so eine Portierung ab, wer handelt was mit wem aus und wie kommen eigentlich Anrufe von einem Carrier zum anderen? Ich versuche das hier mal zu erklären.

Bevor wir loslegen, ein bisschen Grundlagenwissen:

Rufnummerngassen

Hier geht es ausschließlich um sog. Ortsnetznummern, also geographische Rufnummern aus einem der 5200 Vorwahlbereiche (z.B. 0221 Köln). Ortsnetznummern dürfen nur an Endkunden vergeben werden, die auch aus diesem Ort stammen - es gibt seitens der Bundesnetzagentur genaue Grenzen, wo auch z.B. innerhalb Kölns noch 0221 gilt und wo in den Randgebieten dann 02234, 02203 o.ä. vergeben werden muss. Eine (nicht-permanente) Nutzung außerhalb dieses Ortes, eine sog. nomadische Nutzung, ist zulässig. Bei einem Umzug außerhalb dieser Grenze muss die Rufnummer abgeschaltet/zurückgegeben werden, darf aber übergangsweise umgeleitet (vgl. Nachsendeantrag) und danach mit einer "AGRU" (Telekom-Abkürzung für: Ansage geänderte Rufnummer, also "die Rufnummer hat sich geändert. Bitte wählen Sie: ...") versorgt  werden.

Ortsnetznummer "gehören" niemandem, aber sie werden in 1000er Blöcken von der Bundesnetzagentur an einen Teilnehmernetzbetreiber zugeteilt (sog. "originäre Zuteilung"), der dann für die weitere Verwaltung zuständig ist. Der wiederum nimmt dann an den Endkunden eine "abgeleitete Zuteilung" einzelner Nummern (Privatkunden) oder Nummernblöcke (z.B. mit Durchwahlen 0-99) vor.

Zu den Durchwahlen noch folgende Anmerkungen:

  • Die Gesamtlänge einer Telefonnummer ist in der Regel 11stellig. Also in Köln wäre eine übliche Rufnummernlänge 0221 / 47101234 (siehe nächster Punkt). 
  • Die führende 0 gehört nicht zur Ortnetzkennzahl (Vorwahl) dazu, sondern ist die sog. "Verkehrsausscheidungsziffer" (das Signal für "raus aus dem Ortsnetz, ich will ein Ferngespräch"). 
  • Hat eine Firma einen Rufnummernblock z.B. 0-99 zugeteilt bekommen, lautet dieser technisch eigentlich 00-99. Sie kann, insbesondere für die Telefonzentrale, auch Durchwahlen verkürzen (dann entsteht eine 0221/471012-0, und die Mitarbeiter haben dann 471012-10 bis -99), durch die Blockzuteilung ist die "-0" ja eindeutig dieser Firma zuzuordnen.
  • Man kann diese Rufnummernblöcke auch verlängern, also 0221/471012-100 bis -999 nutzen. Dadurch entsteht eine längere (12stellige) Rufnummer, ggf. auch noch länger. Technisch und regulatorisch zunächst kein Problem, aber mehr als zwei zusätzliche Ziffern sind nicht empfehlenswert (das Risiko steigt, dass die Nummer zu lang ist und aus anderen Netzen nicht mehr erreicht werden kann, weil außerhalb der Spezifikation)
  • In früheren Zeiten wurden Telefonanrufe Ziffer für Ziffer weiter geroutet. Daraus ergibt sich, dass man auch heute noch am besten keine Durchwahl -1 vergeben sollte bzw. je nach Telefonanlage auch nicht darf, wenn man auch -10 bis -19 oder -100 bis -199 nutzen will (denn dann hätte man eine Überschneidung, wo man nicht weiß, ob noch eine Ziffer kommt). 
  • Letzteres gilt insbesondere auch, wenn man als Durchwahlblock "0-29" zugewiesen hat. Dann hat man effektiv -0 und -10 bis -29, aber die Durchwahl -7 beispielsweise gehört nicht mehr zu diesem Anschluss. Denn es gibt gar keine -7, nur eine -70 bis -79, die wie gesagt nicht zum Anschluss gehören. 
  • Die o.g. Beispielnummer 0221/471012-0 darf problemlos für solche Erklärungen benutzt werden, sie ist eine der sog. Drama Numbers, vergleichbar dem "555-irgendwas", was man aus US-Filmen kennt.

Zu den Ortsnetznummern zählen technisch, was Zuteilung, Portierung und Routing angeht, auch die NTR (Nationale Teilnehmerrufnummer) mit der Vorwahl 032. NTRs sind sozusagen geographische Rufnummern, die im ganzen Bundesgebiet "zuhause" sind. 

Technisch komplett anders sind Servicerufnummern und Mobilfunknummern:

  • Beim Mobilfunk haben sich die Netzbetreiber von Anfang an für den Aufbau und Betrieb einer zentralen Portierungsdatenbank (damit beauftragt: T-Systems) entschieden, weil sie aus dem weiter unten beschrieben Chaos bei Ortsnetznummern gelernt haben. Mit Mobilfunk hatte ich beruflich nie was zu tun, darum keine weiteren Erfahrungen
  • Bei Servicenummern (z.B. 0180, 0800, 0700) erfolgt die Zuteilung in der Regel als Einzelzuteilung BNetzA-zum-Endkunden (Ausnahmen sind möglich), die Portierung läuft ähnlich wie hier, aber aufgrund der geringen Anzahl an Rufnummern viel unbürokratischer, schlanker und schneller über "selbstgebaute Formulare" und mit einer kleinen zentralen Portierungsdatenbank der BNetzA. Servicenummernportierungen sind übrigens immer nachmittags (Ortsnetznummern vormittags), der Legende nach aus Personalgründen aus der Zeit, als noch Handarbeit und evtl. Abstimmungen mit dem anderen Carrier nötig waren (wer nur einen von beiden Nummerntypen anbietet, kam mit einer Halbtagskraft aus, weil man wusste, dass der/die Gegenüber auch nachmittags erreichbar war)
  • Andere Nummerngassen (z.B. 0137 - MABEZ, Massenverkehr zu bestimmten Zielen, früher technisch nötig, heute eher für überteuerte Gewinnspiele genutzt) sind gar nicht offiziell portierbar (was nicht heißt, dass Carrier nicht untereinander eine Lösung finden können, wenn sie wollen).

Hier geht es wie gesagt um Ortsnetznummern. 

AKNN, TNB, VNB und EKP und die PK

Klären wir erstmal, wer wer ist:

Der Arbeitskreis Nummerierung und Netzzusammenschaltung (AKNN) ist ein Zusammenschluss aller (interessierter) Carrier und legt in Unterarbeitskreisen (UAKs) unter anderem die hier beschriebenen Prozesse und Formulare fest.

Der Teilnehmernetzbetreiber (TNB) ist der Carrier, in dessen Netz eine Rufnummern technisch geschaltet ist. Sein Netz hat eine oder mehrere IDs, über die die Adressierung erfolgt, die sog. Portierungskennung (PK), an bestimmten Stellen auch "PKI" (Portierungskennungsinhaber) bezeichnet. Die Deutsche Telekom (bzw. "Telekom Deutschland GmbH") z.B. hat die D001 (für ihr "altes" Netz), die D150 (für ihr AllIP-Netz) und die D124 (für Mobilfunkprodukte mit Ortsnetznummern). Eine Rufnummer kann immer nur in einem Netz liegen, d.h. ein redundanter Betrieb auf mehrere Anbieter ist nicht möglich.

Der Endkundenvertragspartner (EKP) ist der Anbieter, bei dem der Kunde Kunde ist. Ist man "bei der Telekom", dann sind EKP und TNB gleich. Wenn man aber z.B. früher einen 1&1 DSL- und Telefonanschluss hatte, war 1&1 der EKP, deren Telefonielieferant "Telefonica Germany" war aber der TNB. (Inzwischen hat 1&1 die Versatel gekauft und damit einen eigenen TNB in der Firmengruppe). Steigt man auf "Telefonie via Microsoft Teams" um und entscheidet sich dafür, auch die Rufnummer bei Microsoft selbst zu beziehen (letzteres ist aber nicht Pflicht; es gibt aber auch alternative Anbieter, die das können), dann wäre Microsoft der EKP und Colt Telecom der TNB.

Ein EKP hat keine Portierungskennung (bzw. er kann eine haben, aber sie spielt keine Rolle), er hat zur Aushandlung einen sog. ITU-CarrierCode (DEU. gefolgt von ein paar Buchstaben, z.B. DEU.DTAG für die Telekom). Der hat technisch gar keine Relevanz, es gibt auch keine vollumfängliche Zuordnung "welche Rufnummer gehört zu welchem EKP/welchem CarrierCode", sondern der CarrierCode dient lediglich bei der Aushandlung der Portierung (dazu später mehr) dazu, den Gegenüber zweifelsfrei zu benennen. Beantragt wird der (wie alles andere auch, z.B. die Portierungskennung) bei der Bundesnetzagentur, vergeben wird er durch die ITU International Telecom Union, der zu den Vereinten Nationen gehörende Welt-Telekom-Verein, wo z.B. auch die Zuordnung der Ländervorwahl +49 = Deutschland festgelegt wurde.

Bei einem Telefonat ist der Leitungsweg dazwischen (also "das Ferngespräch") Aufgabe des Verbindungsnetzbetreibers (VNB). Wenn aber ein Kölner NetCologne- zu einem Münchener M-Net-Kunden telefonieren will, dann muss NetCologne das Telefonat ja irgendwie bis ins Netz von M-Net bekommen - ohne jetzt dem Thema Routing weiter unten vorgreifen zu wollen: Dieser Transport von Köln nach München ist Aufgabe des der oder VNB(s), das kann einer der beiden TNBs selbst sein (gleicher Carrier, sozusagen anderere Rolle), das kann aber auch jemand anderes sein.

Randinfo: Bei Servicenummern gibt es keinen TNB, weil ja zumindest in der klassischen Denkweise eine Servicenummer kein Telefonanschluss war, in dem man ein Telefon einsteckt. Sondern immer nur eine Anruf-Verteilungs-Intelligenz (Fachbegriff für diese Intelligenz: "ACD, Automated Caller Distribution"), wo am Ende an den normalen Telefonanschluss des Telefonisten durchgestellt wird. Der Carrier, in dessen Netz die Nummer geschaltet ist, heißt darum VNB/SP (Verbindungsnetzbetreiber/Service-Provider).

Bei einer Portierung, also einem Anbieterwechsel, gibt es die Leute dann alle doppelt: Auf Seiten des alten, abgebenden Anbieters sprechen wir dann vom EKPabg, TNBabg und technisch der PKIabg, beim neuen, aufnehmenden Anbieter dann TNBauf, EKPauf und PKIauf.

Soweit klar?

Schritt 1: Aushandlung einer Portierung

Los geht's. Nehmen wir an, Alice möchte von NetCologne zu Vodafone wechseln.

Es gibt zwei Verfahren, manuelle und automatische Vorabstimmung. Der besseren Visualisierung wegen hangeln wir uns am Formular entlang, machen also eine manuelle Vorabstimmung.

Die automatische Vorabstimmung erfolgt per WBCI (WITA Based Carrier Interface), das ist ein Teil von WITA (Wholesale IT-Architektur), eine Plattform mit Schnittstellen, über die andere Carrier Aufträge bei der Telekom einstellen können. Die Schritte sind die gleichen wie bei der manuellen Vorabstimmung auch, nur eben ohne "Papier-Formulare", sondern automatisch. 

Die manuelle Vorabstimmung erfolgt auf Basis des Portierungsformulares per Fax oder inzwischen bevorzugt E-Mail mit PDF. Das Verfahren kommt immer dann zum Einsatz, wenn eine Partei kein WBCI kann. Oder, wenn zwar beide WBCI können, aber nicht untereinander. Denn: Bei der Portierung füllt Alice ihre Formulare alle gegenüber Vodafone aus, und im manuellen Verfahren legt Vodafone das dann NetCologne vor. Bei WBCI fällt dieses Formular aber weg (Vodafone sagt also nur: "hey, NetCologne, Dein Kunde Alice hat gekündigt, ok?"), und an der Stelle greifen dann Verträge zwischen NetCologne und Vodafone, wo es auch um Haftung geht, wenn Vodafone hier einfach NetCologne-Verträge kündigt. Und ohne diese Vertragsgrundlage machen die beiden kein WBCI untereinander. 

Also, gehen wir davon aus, dass die das per Fax machen, d.h. wir hangeln uns an dem abgebildeten Formular (das komplette Formular gibt's auf Klick) durch.

Ausfüllen durch den Kunden

Der neue Anbieter (EKPauf, dessen Name kommt in F1) lässt sich das Portierungsformular von Alice unterschreiben. Da gehört Name/Anschrift drauf, die Vorwahl, die Rufnummer(n) - entweder eine oder mehrere Einzelrufnummern (Felder F13), wie sie bei Privatkunden üblich sind, zu ISDN-Zeiten waren das MSN (Multiple Subscriber Numbers). Oder ein Rufnummernblock ("Anlagenanschluss") bestehend aus einer Stammrufnummer (z.B. 47101), einem Durchwahl-Bereich (00 bis 99) und der Rufnummer der Abfragestelle (die verkürzte Durchwahl 0) in die Felder F14 bis F17, wobei die Angabe der Abfragestelle überhaupt keine Relevanz hat.

Portiert werden kann bei Anlagenanschlüssen immer nur der komplette Rufnummernblock, nicht einzelne Durchwahlen. Ganz selten gibt es schon mal Kunden, die haben z.B. 0-29 (bzw. technisch sauberer: -00 bis -29) zugewiesen bekommen, sind dann gewachsen, und haben dann nochmal z.B. 30-99 dazu bekommen (weil's zufällig frei war). Dann hat der Kunde zwar effektiv 00-99 als Durchwahlen, aber technisch bleiben das "auf Ewig" zwei getrennte Anschlüsse mit zwei getrennten Portierungen, einmal 00-29 und einmal 30-99.   

Auf dem Formular kann oben noch angekreuzt werden, ob der ganze Anschluss beim alten Anbieter gekündigt werden soll (Kreuzchen F2 plus F4), oder ob nur die Rufnummer(n) portiert werden sollen (nur Kreuzchen F4). In letzterem Fall würde Alice ihren NetCologne-Anschluss behalten und entweder da sind noch Rufnummern übrig (wenn nicht alle wegportiert wurden), oder falls nicht, wird NetCologne wahrscheinlich neue schalten (damit das Produkt wieder "vollständig" ist), das liegt aber in deren Ermessen.

Wenn der Anschluss auch gekündigt wird, dann spielt natürlich die Kündigungsfrist eine Rolle (s.u., evtl. wird die Portierung dann erst zu in-5-Monaten bestätigt). Und falls noch Rufnummern auf dem Anschluss existieren, die in dem Formular vergessen wurden, dann werden die entweder gekündigt oder "mit-portiert", dafür gibt es ein sep. Kreuzchen (F11).

Weiterleiten durch den EKPauf

Der neue Anbieter (in unserem Beispiel Vodafone) trägt jetzt noch im Feld F21 den Auftragstyp (Geschäftsvorfall, "WBCI-GF") ein, z.B. "VA-KUE-MRN" (Vorabstimmung Kündigung mit Rufnummernübernahme), ins Feld F22 kommt seine Vorabstimmungs-ID (die legt er selbst fest, ist sozusagen eine eindeutige Auftrags-Seriennummer bei ihm. Sie muss mit seinem ITU-CarrierCode beginnen, dadurch kann es auch keine Überschneidungen mit anderen Carriern geben). In die nächste Zeile kommt noch die Portierungskennung des TNBs, in dessen Netz die Nummer aufgenommen werden soll (F24). In F25 noch einen Termin (Portierungen dürfen nur Mo-Fr und nicht an Feiertagen stattfinden und brauchen insbesondere bei manueller Vorabstimmung ein paar Tage Vorlaufzeit) plus ein Portierungsfenster (F27-F30), an das sich in der Praxis eh niemand hält. Wofür das da ist, sehen wir später "am Tag der Portierung".

In F31-F33 kommen jetzt noch seine Kontaktdaten, damit der alte Anbieter den neuen auch erreichen kann für die Antwort. Und dann geht das ganze per Mail oder Fax an den abgebenden Anbieter (EKPabg). Als Adressbuch der Carrier/EKPs untereinander gibt es das www.ekp-portal.de, da kann jeder, der einen ITU-CarrierCode hat, Zugang beantragen und dort auch seinen eigenen Datensatz pflegen. Ah, vorher noch bei "Ressourcenübernahme" (F34/F35) noch angeben, ob man das Kupferkabel übernehmen will - wir kreuzen nein an. In unserem Beispiel deshalb, weil Vodafone das nicht wollen wird (warum sollten sie ein Kupferkabel anmieten wollen, die haben ja ihr eigenes TV-Kabel rumliegen). Und in dieser Erklärung, weil ich beruflich nur IP-Telefonie mache und von Übernahme der TAL (Teilnehmeranschlussleitung) keine Ahnung habe :-)

Rückantwort durch den EKPabg

Nach einer entsprechenden Bearbeitungsdauer (bei WBCI sind das Minuten, bei manueller Aushandlung eine Handvoll Tage) kommt die Rückmeldung, in unserem manuell-Beispiel dann eben per Fax oder Mail auf dem gleichen Formular.

Geht die Portierung klar, dann ist angekreuzt:

  • "ZWA - Zustimmung wie angefragt". In älteren Versionen des Formulares hieß das Feld auch einfach "Ja", aber das wäre ja zu langweilig
  • Oder "NAT - Neuer Ausführungstermin" mit einem neuen Terminvorschlag. In älteren Versionen wurde unterschieden zwischen einem NAT (aus technischen/operativen Gründen z.B. ein paar Tage nach hinten) und einem "NATAVB - Neuer Ausführungstermin aufgrund vertraglicher Bindung", sprich: Der Kunde kommt erst in drei Monaten aus dem Vertrag raus. 
  • Falls der Auftrag soweit klar ist, aber die Adressangaben minimal nicht stimmen, gibt's noch "ADA - Adressdaten abweichend"

Falls der Portierung nicht zugestimmt wird, gibt es weiter unten die Ablehnungsgründe:

  • ADF = Adresse falsch, aus Sicherheitsgründen muss der Auftrag abgelehnt werden; im Feld Grund (F47 dadrüber) steht dann drin, was falsch ist - damit kann der EKPauf dann zu seinem Kunden laufen und das klären
  • KNI =  Kunde nicht identifizierbar. Der EKPabg weiß nicht, um wen es geht
  • VAE = Vorabstimmung anderer Endkundenprovider liegt vor. Sprich, für eine oder mehrere dieser Rufnummern gibt es schon laufende Portierungsaufträge
  • RNG = Rufnummer nicht geschaltet. Heißt, man hat den falschen EKPauf erwischt oder die Nummer ist z.B. syntaktisch falsch (zu kurz, zu lang, ...)
  • WAI = Weitere Anschlussinhaber (die auch auf's Formular müssen)
  • AIF = Anschlussinhaber falsch (z.B. läuft auf den Namen des Inhabers statt auf den Firmennamen oder so)
  • SON = Sonstiges
  • und in älteren Formularen gab es noch: ANL - Auftrag nicht lesbar, KUF - Kundenunterschrift fehlt

Wir gehen aber davon aus, dass NetCologne an Vodafone ein "ZWA" zurückgemeldet hat. Neben dem Kreuzchen sind dann jetzt noch ausgefüllt:

  • der WBCI-GF (F21) lautet dann wie angefragt (also bleibt bei VA-KUE-MRN), die Vorab-ID bleibt auch gleich, damit Vodafone den Auftrag zuordnen kann. Wenn WITA-ohne-WBCI zum Einsatz kommt (z.B., wenn die Rufnummer von der Telekom wegportiert wird - bei manuellem Verfahren legt ein Telekom-Mitarbeiter dann eben selbst den Auftrag in seinem System an), steht hier auch noch die WITA-Vertragsnummer und muss bei der AKM-TR (s.u.) zurückgemeldet werden
  • in F55/F56 bei Einzelnummern, bzw. F58-F62 bei Rufnummernblöcken sind nochmal die Nummern aufgeführt, die portiert werden, plus die jeweilge PKIabg (also bei welchem TNBabg die Nummer derzeit geschaltet ist). Das ist meistens dann die gleiche (im Falle NetCologne D004), aber es könnte ja sein, dass ein EKP sich mehrerer Lieferanten bedient oder die Nummer auf verschiedene Technologien oder Tochterfirmen verteilt hat oder so.
  • Die Kontaktdaten beim EKPabg für irgendwelche Rückfragen (F63-F65) 

Im Drei-Schritt-Verfahren (das betrifft nur Carrier, die auch Leitungsgeschäft machen) muss jetzt noch das gleiche Formular als WBCI-Geschäftsvorfall "AKM-TR" (Ankündigungsmitteilung zu Übernahme der technischen Ressource) erneut eingereicht werden, jetzt erst liest bei der Telekom jemand, welches Kreuzchen bei Ressourcenübernahme angekreuzt wurde. (Und ohne AKM-TR gilt der Auftrag noch als schwebend und ist nicht ausgehandelt, d.h. würde vergessen werden).

Im Idealfall hat das also geklappt. Sofern der Auftrag nicht mehr storniert (STR) oder verschoben (TVS) wird, war es das an Aushandlung.

Schritt 2: Die Portierung selbst

Irgendwann ist der Portierungstag erreicht. Möglicherweise kommt ein Vodafone-Techniker vorbei und schließt was an, vielleicht auch nicht (je nach Produkt und Ausgangslage usw.).

Streng genommen ist jetzt das vereinbarte Portierungs-Zeitfenster (Kreuzchen F27-F30) wichtig, sagen wir mal, es wurde 06-08 Uhr angekreuzt:

Der TNBauf, also in unserem Beispiel Vodafone, muss bis spätestens 06:00 Uhr sicherstellen, dass seine Systeme die Rufnummer(n) von Alice kennen und zuordnen können.

Der TNBabg, also NetCologne, kann jetzt frühestens um 06.00 Uhr und spätestens um 08.00 Uhr eine Rufumlenkung, auch Rufumsteuerung genannt, aktivieren. Das ist vereinfacht gesagt sowas wie eine Rufumleitung, nur nicht auf eine andere Rufnummer, sondern auf eine andere Portierungskennung.

Zu diesem Zeitpunkt weiß (außer diesen beiden) noch niemand, dass die Rufnummer portiert wurde. Aber sie wurde es erfolgreich.

Heißt: Ruft jetzt jemand bei Alice an, dann bekommt NetCologne den Anruf weiterhin und schickt den mit Ziel "D120 +49 221 4710123" wieder raus in die weite Welt, damit landet er bei D120 = Vodafone, und die lassen Alice' Telefon klingeln.

Das abgestimmte Zeitfenster soll sicherstellen, dass nicht NetCologne zuerst eine Rufumlenkung zu Vodafone einrichtet, bevor Vodafone mit der Nummer etwas anfangen kann. Denn sonst könnte es u.U. passieren, dass Vodafone denkt "die Nummer kenn ich nicht, aber m.W. liegt sie im NetCologne-Netz" und routet sie im Kreis dahin, und so ein Kreisrouting will man nicht haben.

Im besten Fall schaltet NetCologne das Produkt, das Alice gebucht hat, erst nach der Rufumlenkung, meistens erst in der Folgenacht ab. Dann würde die Portierung nahtlos klappen,

  • bis sagen wir mal 07.54 Uhr klingeln die Anrufe noch auf dem NetCologne-Telefon
  • um 07.55 Uhr greift die Rufumlenkung
  • und ab 07.56 Uhr klingeln die Anrufe dann auf dem Vodafone-Telefon.

Im besten Fall. Es gibt aber auch Carrier oder Produkte, bei denen das Produkt schon morgens deaktiviert wird, dann steht der Kunde halt bis 07.55 Uhr ohne telefonische Erreichbarkeit da. Was genauso passieren kann, ist, dass der neue Carrier (oder der EKP dahinter, der ja vielleicht auch noch eine Leistung erbringt, z.B. eine Telefonanlage konfigurieren muss) vielleicht nicht schnell genug ist, er kennt die Rufnummer zwar (so dass kein Kreisrouting erfolgt), aber das neue Produkt läuft noch nicht - auch dann wäre Alice so lange offline.

Wenn irgendwas an dem Portierungstag nicht geklappt hat (z.B. hat der Vor-Ort-Techniker von Vodafone festgestellt, dass er die Leitung nicht geschaltet bekommt), dann kann der TNBauf beim TNBabg den "Hilfe Anbieterwechsel"-Joker ziehen, die Beauftragung erfolgt per E-Mail. Damit wird ein Prozess ausgelöst, bei dem NetCologne die Portierung bei sich rück-abwickelt (die Rufumlenkung rausnimmt, die Kündigung einfriert, das Produkt ggf. wieder aktiviert), damit Alice ab nachmittags/abends wieder erreichbar ist, und dann muss der TNBauf einen neuen Termin abstimmen für den nächsten Versuch.

Von diesem "Hilfe Anbieterwechsel"-Prozess abgesehen ist die Portierung aber ansonsten mit Einrichten der Rufumlenkung erledigt. Streng genau an die Zeitfenster hält sich kaum ein Carrier (gefühlt 1/3 aller Portierungen werden nicht bis 8 Uhr umgelenkt), und sofern beide Carrier einverstanden sind, könnte man zumindest technisch (durch Aktivieren der Rufumlenkung) die Portierung auch an einem Sonntag spätabends vornehmen, das bekommt kein anderer mit und da spricht auch nichts gegen. Formell (ausgehandelte Portierung, und PDA - nächster Punkt) darf es aber nur Mo-Fr sein, d.h. man würde sich auf dem Papier dann auf Montag einigen oder so.

Schritt 3: Die Portierungsdatenbank

Die Überschrift ist doppelt falsch. Zum einen gibt es nicht eine (zentrale) Portierungsdatenbank, sondern jeder Carrier hat seine eigene. Und dazwischen gibt es den Portierungsdatenaustausch (PDA). Und zum anderen stehen da nicht nur Portierungen drin, sodern auch Neuschaltungen von Rufnummernblöcken.

Zurück zu Alice' Portierung. Die Portierung wurde ausgehandelt für heute (Sagen wir mal, es ist der 1.2.21), und sie hat funktioniert. Nach der erfolgreichen Portierung (also frühestens heute und lt. unserem ausgehandelten Zeitfenster frühestens ab 06:00 Uhr) veröffentlichen beide TNBs im PDA einen Datensatz:

  • Der TNBabg NetCologne veröffentlicht eine L(öschungs)-Meldung per 01.02.2021 für die Rufnummer 2214710123 mit TNBabg=D004 und TNBauf=D120
  • Der TNBauf Vodafone veröffentlicht eine P(ortierungsaufnahme-)Meldung per 01.02.2021 für die Rufnummer 2214710123 mit TNBabg=D004 und TNBauf=D120

"Veröffentlichen im PDA" heißt: Jeden Morgen in den frühen Morgenstunden verbinden sich alle (interessierten) Carrier untereinander per FTP und tauschen Daten aus. Jeder fragt bei jedem ab, was der neues zu melden hat. Im Idealfall weiß danach jeder vom anderen, was sich in seinem Netz getan hat.

Dieser Portierungsdatenaustausch passiert wie gesagt in den frühen Morgenstunden, und die PDA-Meldungen für Alice' Portierungen dürfen erst nach der Portierung (also wie gesagt, nicht vor 06.00 Uhr) veröffentlicht werden. Daraus ergibt sich, dass der Rest der Carrier-Welt also erst am nächten Tag, am 02.02. davon erfährt, dass gestern eine Portierung von NetCologne zu Vodafone stattgefunden hat. Auch die Telekom erfährt davon erst am nächsten Tag.

Wenn sich am nächsten Tag also Vodafone und NetCologne gegenseitig ihre PDA-Meldungen bereitlegen, erfahren sie vom jeweils anderen, dass er die Portierungsmeldung veröffentlicht hat. Und wenn alles passt, ist die Portierung damit abgeschlossen. Wenn irgendwas nicht passt, ist es jetzt an der Zeit, was dagegen zu tun:

  • wenn einer von beiden seine Meldung vergessen hat (oder sie nicht passt, z.B. Zahlendreher in der Rufnummer), dann sollte der andere das im Idealfall bemerken und ihn drauf hinweisen. Er kann dann für den nächsten Tag per Korrekturmeldung entweder eine Korrektur oder einen Widerruf (und anschl. eine neue Meldung) einstellen
  • wenn Vodafone z.B. "TNBabg=D012" statt "D004" gesetzt hat (Also eine Portierung von BT zu sich, statt von NetCologne zu sich), dann kann auch BT wiederum eine Widerspruchs-Meldung veröffentlichen und sagen "ey, stimmt nicht"

Und weil jeder Carrier mit jedem austauscht (in der Theorie), sieht jeder auch, was los ist. Und sobald ein Portierungs-Pärchen vollständig ist (also L- und P-Meldung beider Carrier das gleiche aussagen), gilt die Nummer als unwiderruflich portiert. ("Unwiderruflich" heißt natürlich nicht, dass man sie nicht zum nächsten Tag wieder zurückportieren könnte, klar).

Und wenn irgend ein VNB, also z.B. die Telekom jetzt weiß, dass die Rufnummer portiert ist, kann sie Anrufe auf Alice' Nummer direkt zu Vodafone schicken statt zu NetCologne.

In den nächsten 60 Tagen (der sog. RUZ - Rufumsteuerungszeit) gilt nun folgendes:

  • beide TNB sollten ihre P- bzw. L-Meldung im PDA weiterhin kommunizieren (für den Fall, dass ein Carrier mal nicht jeden Tag abfragt, gibt es Fristen, wie viele Tage zurück er was abfragen kann usw. - und mindestens diese 60 Tage sollten die P- und L-Meldungen bekanntgegeben werden)
  • alle anderen Carrier (in ihrer Eigenschaft als VNB) sollten das vollständige Pärchen erkennen und verstehen, dass die Rufnummer jetzt bei Vodafone liegt und zusehen, dass sie bis zum Ablauf der RUZ ihr Routing angepasst haben und die Anrufe direkt zu Vodafone schicken
  • Der alte Carrier TNBabg soll innerhalb der RUZ die Rufumlenkung gesetzt lassen, damit er Anrufe, die fehlgeleitet bei ihm noch ankommen, an Vodafone umlenkt.

Nach Abschluss der RUZ wird der TNBabg in der Regel die Rufumlenkung rausnehmen. Einerseits kostet sie ihn Geld (jeder umgelenkte Anruf muss von ihm als Gespräch ins Vodafone-Netz bezahlt werden). Und andererseits könnte es ja sein, dass Alice mit Vodafone unzufrieden ist und irgendwann weiter wandert, und dann stört so eine veraltet-falsche Rufumlenkung mehr als sie nützt.

Das einzige, was in dem Prozess noch schief gehen könnte: Am Tag der Portierung macht NetCologne die Rufumlenkung. Alice ist glücklich, sie telefoniert über Vodafone. Einer der beiden Carrier macht jedoch einen Fehler bei seiner Portierungsmeldung (z.B. setzt keine), und dem anderen fällt es nicht auf bzw. er reklammiert es nicht. Jedes Gespräch landet weiterhin bei NetCologne, aber die lenken es ja um. Zwei Monate später endet die RUZ, NetCologne hört auf, den Verkehr umzulenken - und Alice bekommt keinen einzigen Anruf mehr, denn durch die unvollständige Portierung weiß niemand, dass die Rufnummer jetzt bei Vodafone liegt. Dumm gelaufen.

Zum Abschluss noch erwähnt: Weitere Meldungstypen im PDA sind neben P- und L-Meldungen und den verschiedenen Korrektur-/Widerspruchstypen auch die sog. "A-Meldung" (damit kann ein Carrier einen neuen 1000er Block, den er von der BNetzA erhalten hat, erstmalig anschalten - ohne PDA wären daher auch neu geschaltete Rufnummern gar nicht möglich), und die Z-Meldung (wenn Alice irgendwann ihren Anschluss kündigt, dann fällt die Rufnummer an den Carrier, der den Block verwaltet, zurück). 

Schritt 4 / Exkurs: Das Routing der Anrufe

Wenn Alice von ihrem neuen Vodafone-Anschluss aus die 089-Nummer von Bob, der M-Net-Kunde ist, anruft, muss der Anruf ja irgendwie von Köln nach München kommen.

Die beiden beteiligten TNB sind Vodafone und M-Net.

Beide haben Netzzusammenschaltungen (sog. Interconnects) mit anderen Carriern, mindestens mal mit der Deutschen Telekom, denn ohne die geht nix.

Jetzt wählt Alice die Rufnummer. Wenn Vodafone fleißig beim Portierungsdatenaustausch (PDA) mit den anderen Carriern mitgemacht hat, dann weiß deren System auch, dass Bob Kunde bei M-Net ist, denn sie haben z.B. vorletztes Jahr ein vollständiges P-/L-Pärchen "gesehen", als Bob von Telekom zu M-Net/D007 gewechselt ist. Dann weiß Vodafone im Idealfall also, dass es in Richtung D007 geht. 

Und D007 ist nicht Telekom, also ist es sog. "OLO-Verkehr" (other licensed operator, je nach Übersetung auch other local operator).

Alles zur Telekom

Was nun immer geht, ist den Anruf an die Telekom zu schicken. Einfach so anhand der Rufnummer. Die Telekom hat zwei Vorteile: Erstens, sie hat mit jedem Carrier in Deutschland eine Netzzusammenschaltung (d.h. wenn die Telekom den Anruf hat, dann kann sie ihn auch an M-Net übergeben). Und zweitens, sie macht mit jedem Carrier Portierungsdatenaustausch (d.h. die wissen 100%ig, dass die Rufnummer im Netz der M-Net liegt). Von daher macht man mit der Telekom nichts falsch.

Aber: Die Telekom berechnet einerseits ihre eigene Transportleistung, und andererseits das Durchleitungsentgelt, das sie M-Net bezahlen muss. Darum ist der Weg über die Telekom zwar technisch der einfachste und zugleich beste, aber eben für OLO-Verkehr auch der teuerste.

Direkt zu M-Net

In Zeiten von IP-Telefonie, seit man keine Kabelwege mehr gezielt anmieten muss, ist auch eine direkte Netzzusammenschaltung zwischen M-Net und Vodafone kein großer Akt mehr. Anders als bei IP-Routing/BGP ist es beim Telefonie-Routing aber nicht möglich, zu sehen, wer mit wem Netzzusammenschaltungen hat.

Aber wenn die beiden ein Interconnect haben (also ihre SIP-Server sich untereinander kennen und sie einen Vertrag miteinander über die Abrechnung haben), dann könnte Vodafone den Anruf einfach direkt zu M-Net schicken und zahlt den dort vereinbarten Preis. 

Über andere Transit-Carrier

Die letzte Möglichkeit ist, es an andere Verbindungsnetzbetreiber (VNB) als Transit-Carrier zu geben. Z.B. könnte Vodafone ein Interconnect mit Colt Telecom haben, und Colt hat auch eines mit M-Net. Dann kann Colt sagen "hey Vodafone, ins Zielnetz D007 können wir Euch folgenden Preis anbieten" und wenn der besser ist als das, was die Telekom abrechnet, geht der Anruf da rum.

Und wenn der Preis stimmt, dann kann es auch sein, dass Vodafone einfach "alles, was nicht Telekom ist" an Colt übergibt. Oder auch komplett alles. Dann haben sie es technisch weitaus einfacher, weil sie nicht genau im PDA exakt nachhalten müssen, wo welche Rufnummer liegt, sondern es reicht, den Anruf in DTAG/OLO unterteilen zu können (wenn überhaupt).

Colt seinerseits natürlich muss möglichst genau wissen, welche Nummer wo liegt (denn natürlich haben die ein Interesse daran, möglichst günstig zum Ziel zu kommen).

Billig, billig, billig

Die vorherigen Beispiele sind der Weg, wie die großen Carrier routen bzw. früher geroutet haben. Einerseits, weil die etwas behäbiger sind, andererseits, weil die frühere Technik (SS7, quasi ISDN-in-groß-für-Carrier) aufwendiger war, Leitungen zwischen Interconnection-Partnern gebraucht wurden usw. usf.

Dank IP-Telefonie geht das heute alles viel einfacher. Und billiger. Und ich schreibe bewusst "billiger", nicht unbedingt "günstiger", denn ganz oft leidet die Qualität dadrunter. (Und an der Stelle sind die Carrier-Namen dann fiktiv, ich möchte an der Stelle keinem unterstellen, wie er was routet und wie gut seine Qualität ist, sondern nur das Prinzip erklären).

Was könnte passieren? Vodafone könnte sich denken "oh, wir schicken den Verkehr nicht direkt zur Telekom, sondern zu unserer britischen Mutterfirma. Denn die haben mit der Telekom einen Mischpreis (ohne Unterteilung in DTAG/OLO), und wenn wir unseren OLO-Verkehr da untermischen können, ist das günstiger". Dann landet das Gespräch vertraglich in UK (technisch wahrscheinlich irgendwo in Frankfurt, wo gefühlt jeder Carrier dieser Welt Technik stehen hat). 

Vodafone UK aber denkt sich "uh, im Moment steht das britische Pfund ungünstig, wir routen nix nach Deutchland" und schickt das ganze der besseren Wechselkurse wegen an TELNA Telecom North America, die einen guten Deutschland-Preis anbieten. TELNA wiederum übergibt das vielleicht an ihre frühere deutsche Mutterfirma 3U Telecom, weil sie da noch gute Kontakte haben. Die erkennen aber, dass es OLO ist (wollen den daher nicht direkt an die Telekom übergeben), haben auch keine direkte Route zu M-Net, aber einen Vertrag mit Belgacom, bei dem sie eh Mindestvolumen erfüllen müssen (d.h. freuen sich über jedes Gespräch, das sie ihrem Vertragsziel näher bringt). Und Belgacom mischt es in seinen Auslandsverkehr mit ein, gibt's der Telekom und bekommt einen Mischpreis ohne Unterteilung in DTAG/OLO. 

Ist nicht der schnellste Weg, auch nicht der technisch beste, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit kommt der Anruf an. Und wenn die Kunden gerne so billig wie möglich telefonieren, muss man leider derartige Umwege in Kauf nehmen.

Problem: Inkonsistente Portierungsdaten

Je primitiver das eigene Routing ist, desto unwichtiger sind Portierungsdaten: Wenn ein Carrier einfach alles an die Telekom gibt (oder alles an einen Transit-Carrier, der macht den Rest), dann muss man selbst nicht wissen, wo welche Nummer ist. 

Je komplizierter aber das Routing bei mir oder auch bei meinem Lieferanten ist, desto wichtiger ist es, anhand des Portierungsdatenaustausches zu wissen, in welchem Netz eine Nummer liegt. Denn sonst biegt der Anruf irgendwo falsch ab und nimmt einen zu teuren Weg, oder schlimmer noch, er geht in eine Sackgasse (man übergibt die Nummer an jemanden, der günstig zu z.B. NetCologne routen kann. Die Nummer wurde aber längst zu Vodafone portiert, und dorthin kann oder will der nächste Carrier für diesen Preis nicht routen ... dann lehnt er es ab).

Und genau hier liegt ein großes Problem, denn es gibt keine zentrale Portierungsdatenbank, sondern nur den dezentralen Portierungsdatenaustausch: Wenn ein Carrier GünstigTel2000 z.B. mit Vodafone PDA macht, mit NetCologne aber nicht (vorübergehend z.B. aufgrund einer längeren Störung, oder einfach generell nicht, weil nicht jeder mit jedem austauscht), dann bekommt GünstigTel2000 von Alice' Portierung nur die P-, aber nicht die L-Meldung mit.

Richtigerweise müsste GünstigTel2000 diese unvollständige Meldung ignorieren - und wird fortan die Nummer weiter bei NetCologne vermuten. Mit dem Effekt, dass sie den Anruf vielleicht an einen falschen nächsten Transit-Carrier übergeben.

Die Alternative wäre, die unvollständige Meldung als "gesetzt" anzusehen. Haken: Wenn Vodafone z.B. einen Zahlendreher in der Rufnummer macht, wird NetCologne einen Widerspruch veröffentlichen für die falsche Nummer, und Vodafone danach die richtige P-Meldung für Alice' Nummer setzen. GünstigTel2000 sieht dann zwei P-Meldungen, aber nicht den Widerspruch. Und wird fortan nicht nur Alice' Rufnummer, sondern auch die mit dem Zahlendreher drin bei Vodafone vermuten.

Und da GünstigTel2000 keinen PDA mit NetCologne macht, machen sie es vermutlich auch nicht mit der Tochterfirma NetAachen. Wenn jetzt ein NetAachen-Kunde zu NetCologne wechselt (vielleicht im Rahmen eines Produktes, das NetAachen zwar verkauft, aber das von NetCologne technisch angeboten wird), sieht GünstigTel2000 weder die P-, noch die L-Meldung. Und ein weiteres Mal weicht deren Datenbestand vom tatsächlichen Zustand ab.

Wenn man das mit ein paar Hundert Carriern und ein paar Tausend Portierungen am Tag multipliziert, kann man sich schnell vorstellen, wie ungenau die Routing-Tabellen vieler Carrier sein mögen. Das ist auf den ersten Blick nicht schlimm (auch mit falschen Routingangaben kommen die Anrufe ja irgendwie zum Ziel - spätestens, wenn sie irgendwie bei der Telekom landen, denn die haben den genausten Datenbestand). Aber es birgt doch viel Potential, wieso ein Anruf irgendwo im Nirwana landen kann.

Feedback