Auf den Skoda folgt: Kein Skoda mehr.

Knapp drei Jahre ist es jetzt her, dass wir unseren Skoda Enyaq in Betrieb genommen haben. Bald ist seine Leasingdauer vorbei, und der Nachfolger wird ein Koreaner.

Fazit nach 3 Jahren Enyaq: Tolles Auto.

Die Entscheidung gegen den Skoda klingt eigentlich paradox, denn wir hatten absolut gar nichts an dem Auto auszusetzen:

Technisch hat es uns nie im Stich gelassen (mit Ausnahme einer Dauer-Fehlermeldung, dazu gleich mehr). Platzangebot, Komfort, Verarbeitung, alles super. 

Elektrisch im Alltag war das Fahrzeug super. Ich habe das Experiment, drei Jahre lang nur auf öffentliche Ladesäulen angewiesen zu sein, nicht bereut. Im Moment ist das Thema Ladekarten-Tarife ziemlich nervig im Umbruch, und die Stadt Köln will die Falschparker an unserer Ladesäule weiterhin nicht in den Griff bekommen. Aber: Hier ganz in der Nähe ist eine 50 KW-DC-Ladesäule entstanden und geht hoffentlich bald in Betrieb, dann kann vor kurzfristigen Fernfahrten auch nochmal schnell Strom tanken. Und insgesamt hat das öffentliche Laden sehr problemlos geklappt, ich vermisse die Tankstelle nicht.

Elektrisch auf Fernfahrten wollten wir das Fahrzeug eigentlich gar nicht einsetzen. Und trotzdem waren wir damit in Österreich, in Kiel, in Hamburg, in Holland, in Bayern und würden es auch jederzeit wieder tun. Die Ladegeschwindigkeit am Schnelllader und die Reichweite genügen gerade in der Kombination mit Kind. Auf Dienstreisen war ich dann ja eher mit einem Audi e-tron oder einem Polestar unterwegs, der lädt schneller (dafür sind meine Pausen auch kürzer).

Während der Fahrt ist die Beschleunigung für ein E-Auto enttäuschend, im Vergleich zum vorherigen Ford Kuga (230 PS Benzinger) aber in Ordnung, der war ähnlich träge. Das Ding ist halt groß. Was dafür mega war: Der adaptive Tempomat. Der Spurhalteassistent nervt mich eher etwas (er erfordert regelmäßige leichte Lenkbewegungen auch auf gerader Straße, sonst glaubt er, ich hätte die Hände nicht am Lenker). Aber der Tempomant, das Abstand halten zum Vordermann, das ganze in Kombination mit den Navi-Daten ("70 voraus" und er bremst langsam ab), der Verkehrszeichenerkennung, und - wenn man das Skoda-eigene Navi nutzt statt Google Maps - auch das Wissen, dass ich z.B. die nächste Abfahrt nehmen muss - ich lasse das Auto 90% der Zeit komplett alleine die Geschwindigkeit regeln. Geradezu enttäuschend (und am Ende auch ein Grund dagegen) ist z.B. der Polestar 2, der mich auch schon mal mit 70 in eine Ortschaft und damit eine Blitze geführt hat, weil er die Geschwindigkeit nicht anpassen kann.

Ich wollte eigentlich mal (aber inzwischen ist das über so viele frühere Ladekarten verteilt, dass ich das nicht mehr zusammen bekomme) ermitteln, was ich denn effektiv für Strom bezahlt habe. Günstiger als ein Verbrenner war es allemal. Schätzungsweise 80% der Ladevorgänge waren an öffentlichen AC-Ladesäulen (meistens hier in der Nähe). Unterwegs auch mal ein Schnelllader. Die JuiceBooster-Einsätze unterwegs kann ich an einer Hand abzählen. Immerhin: Vor unserem Haus (eigentlich Spielbereich, darum keine regelmäßige Parkmöglichkeit) kommt der JuiceBooster ab und zu an einer roten Steckdose als Wallbox-Ersatz zum Einsatz. 

Exkurs: Die Software

Wichtig bei so einem Auto ist ja auch immer die Software. Das Ding hat nun mal mehr Display als viele Verbrenner, außerdem will man die Ladeplanung ja darüber machen.

Wir sind rund zwei Jahre mit der alten (ME 2) Software durch die Gegend gefahren. Im Frühjahr 2022 wurde dann für Neufahrzeuge die Version ME3 ausgerollt, für Bestandskunden "erst später", mein Händler hat mich mehrfach vertröstet. Auch als es laut Skoda-Pressemitteilung ab 15.08.2022 hätte losgehen sollen, hat er mich vertröstet.

Irgendwann geriet es in Vergessenheit und war mir auch ehrlich gesagt egal. Bis wir im Herbst 2023 dann einen Inspektionstermin hatten, und da wurde dann (ob ich wollte oder nicht. Und ich wollte nicht, das Auto war dafür nämlich ernsthaft eine ganze Woche in der Werkstatt und wäre eigentlich gebraucht wurden) das Software-Update gemacht und seit dem macht das Auto OTA-Updates.

Die Unterschiede im Einzelnen:

  • Das Rekuperations- und Ladeverhalten soll anders sein, so dass die Reichweite effektiv höher ist. Das kann ich bestätigen ("gefühlt" kommen wir jetzt knapp 300km hin statt vorher gut 250km), kann aber auch witterungsbedingt sein. Da unser Skoda-Händler uns zwei Sommerurlaube auf das Update hat warten lassen, habe ich keine Langstrecken-Erfahrung.
  • Nach zwei Jahren war endlich die Funktion online, dass ich das geparkte Fahrzeug auf einer Maps-Karte in der App sehen konnte. Ist grundsätzlich praktisch, ich bin aber auch zwei Jahre ohne ausgekommen.
  • Die Ladeplanung ist nutzbar. In der alten Software dachte der Skoda, er könne nur mit 50KW laden (statt 125 KW) und er habe nur einen 50kWh-Akku (statt 60kWh). Entsprechend hat er zu früh zu langsame Ladestopps eingebaut. Jetzt scheint es besser zu gehen. Nachdem ich zwei Jahre lang Google Maps via Android Auto genutzt habe, ist mir das Feature egal geworden. Im Alltag lade ich, wenn es mir unterwegs nötig/sinnvoll erscheint, und auf wirklich geplanten Fernfahrten halte ich Ausschau nach Ladestopps mit interessanter Gastronomie (und die findet kein Navi, da muss man selbst ein bisschen Arbeit reinstecken).
  • Ich glaube, ich kann jetzt endlich auch in der App ein Navi-Ziel auswählen, Route planen (das ging früher auch) und erstmals ans Auto schicken. "Ich glaube" deshalb, weil die App nicht gescheit funktioniert (dazu gleich) und ich es darum jetzt gerade nicht testen kann. 
  • Die Anzeige der Ladesäulen im Skoda-Navi scheint jetzt Echtzeitdaten zu haben, hatte sie früher nicht. Nutze ich aber nicht, tatsächlich ist (obwohl alles andere als Mobilfunk-optimiert) mein eigener Säulen-Sucher noch der zuverlässigste Reisebegleiter, wenn ich eine Ladesäule suche
  • Auch bei einem Akkustand (SOC) von >10% zeigt er Prozentwerte an (statt früher nur eine 25/50/75/100-Skala). 

Dann gibt es Kleinigkeiten, die nur halbherzig verbessert wurden. (Aber, to be fair: Mir auch nur im Unterschied auffallen, nicht wirklich schlimm sind):

  • Die neue Software kann mehr (gezielte) Funktionen auf den Homescreen legen. Zum Beispiel gibt es jetzt gezielt eine für "Android Auto" (früher war das über die "Telefon"-Taste). Oder gezielt eine für "Laden" (um die Obergrenze 80% oder 100% einzustellen), früher war das unter "Fahrzeug" versteckt. Klingt besser, ist aber ein Nachteil: Nutzt man Android Auto (ich) und normale Bluetooth-Freisprechsteuerung (meine Frau), aber will man "Fahrzeug" und "Laden" beide auf dem Homescreen haben, verbraucht man heute viel mehr Kacheln als früher
  • Android Auto lässt sich jetzt nicht nur fullscreen nutzen, sondern auch als Widget in den Homescreen einbauen. Cool, denn beim Skoda-Navi (was meine Frau lieber benutzt) habe ich die Karte als Widget und daneben ein Radio-Widget, was den aktuellen Song anzeigt (wenn auf RadioBOB! mal was neues läuft, will ich wissen was das ist). Tja, nur leider ist das Android Auto-Widget etwas größer, d.h. während meine Frau auf ihrem Homescreen Karte+Radio-Widget hat, passt auf meinen Homescreen neben die Karte nur ein übergroßer Radio-Knopf, der aber nix anzeigen kann. Schade, Chance verpasst!

Das sind alles Luxus-Kleinigkeiten. Aber ich erwähnte sie, weil sie leider deutlich zeigen, dass die Software-Entwickler ihre eigenen Produkte offensichtlich nicht im Alltag testen, sowas muss doch auffallen.

Ebenfalls nicht wirklich im Alltag getestet worden dürfte die MySkoda-App sein. Die ist Murks. Seit dem Update von Auto und App braucht sie mehrere Versuche / mehrere Minuten, bis sie sich mit dem Auto verbunden hat (wenn es denn klappt). Früher konnte ich per App die Klimaanlage starten, zum Auto gehen, und die Temperatur innendrin war schon angenehm gekühlt. Inzwischen gehe ich zum Auto, steige ein, und da versucht die App sich immer noch, mit dem Fahrzeug zu verbinden. Keine Ahnung, ob es an der PKW-Software oder der App liegt, den Skoda-Servern oder ob Skoda den Mobilfunkanbieter der Datenkarte gewechselt hat, aber das ist Murks.

Ach ja, und dann ultra-nervig: Das Fahrzeug begrüßt mich jetzt mit meinem Namen (ultra wichtig) und teilt mir mit, dass es online ist (was ja, siehe oben, nur halbherzig stimmt). Und dann muss ich das quittieren, vorher kann man weder Navi noch Android Auto nutzen. Übrigens begrüßt er jeden mit meinem Namen, denn - anders als andere Autos - erkennt er nicht, wessen Autoschlüssel das ist (so dass sich irgendwelche Einstellungen z.B. auf meine Frau einstellen würden, wenn sie fährt), sondern das ist quasi die ungefragte Anzeige des Besitzers.

Insgesamt ist das ME3 in meinen Augen eine Verschlechterung, wenn nicht die Vorteile beim Laden (%-Anzeige, höhere Reichweite, Ladeplanung) wären. Schade!

Warum es dann nicht mehr Skoda wurde

Vor dem Inspektionstermin (und damit auch noch mit der alten Software/Reichweite) habe ich nachgedacht, was es denn dann werden soll, wenn nächstes (also dieses) Jahr das Leasing endet:

  • Würde ich von einem gleichen Reiseverhalten ausgehen, würde ich einen Skoda Enyaq iV80 nehmen wollen. Ein bisschen mehr Reichweite wäre unterwegs schon etwas cooler, das entscheidet am Ende dann über "am Ziel ankommen oder noch einen Ladestopp einlegen"
  • Nun haben wir aber inzwischen einen Hund, und ein Zweitfahrzeug (leider ein Diesel, es gab nichts geeignetes elektrisches), in dem es sich mit Hund bequemer reist. Das heißt: Der gleiche Skoda IV60 hätte es auch getan
  • Andere Fahrzeuge kommen genauso in Frage (am Ende bin ich auch für Sonderangebote empfänglich), aber wenn da keiner besonder heraussticht, bleibe ich auch gerne bei dem, von dem ich weiß, dass es gut ist.

Und dann kam die Inspektion. Erster Kritikpunkt war, dass das VW/Audi/Skoda-Autohaus Fleischhauer fast 700 Euro für eine Inspektion an einem eigentlich wartungsfreien E-Auto aufgerufen hat. Zu dem Preis gehörten drei dazu: Ein Serviceleiter, der mich über's Ohr gehauen hat (und Dinge in den Auftrag geschrieben hat, die laut Skoda geprüft und nur bei Bedarf gemacht werden müssen, aber er hat das quasi direkt vom PC aus geprüft). Ein Kunde, der sich leider auch über's Ohr hat hauen lassen. Aber auch ein Hersteller, der eine solche "auch wenn es kein Verbrenner ist, soll die Werkstatt genauso viel dran verdienen"-Politik zulässt.

Das Software-Update (was ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr haben wollte, aber Pflicht war) haben sie verk...t, am Ende hat es eine Woche gedauert, bis das Auto wieder lief, wobei es keine Prognose gab, sondern irgendwann einen Anruf "es ist jetzt fertig". Kein Wort der Entschuldigung, dass die Inspektion dreimal so lange gedauert hat wie abgesprochen, dass ich nochmal mit einem anderen Verkehsmittel hin musste, um den zweiten Autoschlüssel abzugeben (der wäre nötig, hätte ich ja als Kunde wissen können). Statt dessen wurde mir das Auto übergeben mit "Scheibenwischer schmiert, aber Sie hatten ja gesagt wir sollen den nicht austauschen", was natürlich Quatsch war (bei der Abgabe hat es nicht geregnet, darum habe ich die Frage, ob die Scheibenwischer gemacht werden müssen, mit "ich glaube nicht" beantwortet, aber nicht abgelehnt, dass es bei Bedarf natürlich behoben werden soll).

Über die Inspektion kann man sich ärgern, kann die aber auch wieder vergessen. Leider fuhr der Skoda genau eine Woche, dann kam eine "Störung im Elektrosystem". Ich bin damit bei dem Händler auf den Hof gefahren, und die Antwort war:

  • Auto muss da bleiben bis mindestens kommende Woche
  • Ersatzfahrzeug kostet Geld (Mobiltätsgarantie greift nicht, weil ich ja noch auf den Hof gefahren bin)
  • Weiterfahren darf ich auf gar keinen Fall ("könnte ja mitten auf der Autobahn stehen bleiben")
  • Diagnosegerät anstecken und Fehlerspeicher auslesen macht man heutzutage nicht mehr, das würde ja nichts bringen. Aber der nette Serviceleiter hat mir die Fehlermeldung im Autodisplay nochmal vorgelesen.

Inzwischen weiß ich von Skoda und einem anderen Händler (zu dem ich dann gefahren bin), dass das Blödsinn ist:

  • Ich kann bedenkenlos weiterfahren (tue ich bis heute). Falls ich es nicht gedurft hätte, wäre das aber natürlich ein Fall für die Mobilitätsgarantie
  • Das Problem ist bekannt, eine kompetente Werkstatt sollte das kennen (eines der Batteriemodule war schon von Anfang an nicht 100%ig ok, der alten Firmware ist das nur nicht aufgefallen, darum tritt der Fehler regelmäßig nach einem Update auf)
  • Aber trotz dieser "das ist wahrscheinlich harmlos"-Vorabdiagnose hat die andere Werkstatt ... ein Diagnosegerät angesteckt und den Fehlerspeicher ausgelesen.

Leider war die andere Werkstatt auch nur auf den ersten Eindruck gut. Auf das bestellte Ersatzteil warte ich bis heute (d.h. das Auto zeigt jetzt seit einem Dreivierteljahr die Störung im Elektrosystem an), der Vertrieb hatte auch offensichtlich genug zu tun, um meine Anfrage nach einem Angebot oder nach einer Probefahrt für ein anderes Fahrzeug zu bearbeiten.

Wenn ich dann noch sehe, dass das Auto in der Leasingrate (mein alter Händler hatte lieblos ungefragt ein Angebt geschickt) rund anderthalb Mal so teuer ist (für ein Auto, was in Punkto Ladegeschwindigkeit aber dann auch jetzt eher unterdurchschnittlich ist), habe ich ehrlich gesagt keine Lust mehr auf diese Marke.

Und jetzt?

Beinahe wäre es ein MG4 geworden. Mit sehr freundlicher Beratung von BURGER SCHOLZ Automobile im Raum Stuttgart, der Verkäufer hat einen Händler hier in der Nähe rausgesucht (für die Auslieferung, damit ich nicht so weit fahren muss) und hätte sich auch um eine Probefahrt dort gekümmert. 

Bedenken gegen China-Autos hin oder her, aber warum soll ich mich mit arrogantem teurem VW-Standard rumschlagen, wenn es auch Autohändler gibt, die sich wirklich Mühe geben? Und das Auto ist laut diversen Tests echt gut.

Leider kam der Vertrag am Ende nicht zustande (aus meiner Sicht Kommunikationsversagen der Leasing-Bank, da konnte das Autohaus nix für), und als das Problem endlich gefunden war, hatte ich mich schon für ein anderes Fahrzeug entschieden:

KIA EV6 GT. Schönes Auto, endlich nochmal Fahrspaß (525 PS, 260 km/h Spitze, 3,5 Sekunden von 0-100 km/h). Reichweite innerstädtisch womöglich annähernd 500km. Und Schnelladen mit deutlich über 200KW Ladeleistung, so dass man ihn in 18 Minuten von 10 auf 80% SOC bekommt.

Der wird dann nicht nur reines Familienauto, sondern den werde ich auch für die ein oder andere Dienstreise (statt Polestar & Co) nehmen...

Auto super, Händler und Marke Mist. Das nächste Auto kommt nicht mehr aus dem VW-Konzern.

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