DAB+U - Digitalradio im Auto zum Nachrüsten

Seit einigen Jahren gibt es DAB+, ein Digitalradio-Standard als UKW-Nachfolger. DAB+ bietet viel mehr Sender (u.a. mit Radio BOB!, RockAntenne und in NRW noch Radio 21 ganz gute Rockmusik), besseren Klang, man kann je nach Sendergruppe durch ganz NRW oder gar ganz Deutschland fahren, ohne dass der Sender verschwindet oder die Frequenz wechselt ... also eigentlich frage ich mich, warum sich dieser Standard jetzt erst recht frisch durchgesetzt hat.

Aber immerhin: Alle ab 2021 neu zugelassenen Autos müssen verpflichtend DAB+ haben, so dass man sich auch in Mietwagen freuen kann.

In unserem vor-vorletzten Auto, einem älteren Fiesta, hab ich meiner Frau zum Geburtstag RadioBOB! nachgerüstet. Und weil Teltarif heute eine "Produktübersicht" für DAB-Nachrüst-Geräte veröffentlicht hat, ist es Zeit, ein m.E. besseres Produkt zu präsentieren: "DAB+U" von "DENSION". Besser deshalb, weil mir die Art der Umsetzung aus IT-Sicht gut gefällt.

Das U im Produktnamen steht für USB. Und so wird das Gerät auch angeschlossen, und für das Autoradio sieht es dann so aus, als hätte man einen USB-Stick mit Liedern wie "SWR3", "Radio BOB!" oder "Rock Antenne" angeschlossen - Anzeige im Display des nativen Autoradios und Lenkersteuerung inklusive. Gefällt mir viel besser als irgendwelche Geräte, die man auf Lüftungsschlitze oder in den Zigarettenanzünder steckt und die wie ein eingelaufenes Taxameter aussehen.

Wie rüstet man DAB+U nach?

  • Angeschlossen wird's per USB. Bei vielen Autos kann man im Handschuhfach noch einen USB-Port nachrüsten oder in der Mittelkonsole. Unser Fiesta hatte zwar keine Armlehne mit Fach und USB und Stromanschluss zwischen Fahrer- und Beifahrersitz, aber einen USB-Port an der Handbremse. Von dort ist man sofort unter dem Beifahrersitz, wo der eigentliche Empfänger (der nur in etwa so groß ist wie ein Raspberry Pi) gut verschwinden kann.
  • An den Empfänger wird die Antenne angeschlossen. In meinem Set war eine L-förmige Fensterklebeantenne enthalten, die beim Fiesta aber problematisch ist: Ford hat ja ein Patent auf Frontscheibenheizungen, und Heizdrähte und Antenne mögen sich nicht. Fenster zum Öffnen sind auch nicht so praktisch für eine zu verkabelnde Antenne. Also wurde es das kleine dreieckige Fenster zwischen A-Säule und Beifahrertür, wo die Antenne nur mit etwas Gewalt und Beschädigung hinpasste. 
  • Strom ("Phase") bekommt die Antenne auch aus dem Empfänger, also per USB. Für den Nullleiter Antenne muss man noch an einer Stelle den Lack abkratzen (um Kontakt zur Fahrzeugkarosserie herzustellen). Das Kabel dann unterhalb der Verkleidung runter in den Fußraum, dann unter der Beifahrertür und da dann rauskommen und unter den Beifahrersitz zu verlegen schafft selbst eine handwerkliche Niete wie ich
  • Den Empfänger kann man alternativ auch am PC anschließen und durch Ändern einer Konfigurationsdatei an das Fahrzeug anpassen (z.B. Umschaltzeiten). War im Fiesta nicht nötig, das lief auf Anhieb.

Was kann DAB+U, was nicht?

Insgesamt kann ich das Gerät uneingeschränkt empfehlen. Was aber nicht heißt, dass man nicht Sachen besser machen könnte.

Erstmal zur Hardware:

  • Am Gehäuse sind die falschen USB-Ports montiert (USB-A-Buchsen, also weiblich), logisch wäre ja entweder Micro-USB o.ä. oder USB-A-Stecker, also männlich. Der Hersteller liefert daher ein eigenes, nicht standardkonformes Kabel, das auf beiden Seiten USB-A-Stecker hat, mit. Ein Standard-Kabel wäre (z.B., wenn man das Kabel im Auto verlegen will, aber das Gerät trotzdem am PC konfigurieren möchte), praktischer
  • Man belegt ja den USB-Port am Auto. Will man trotzdem USB-Sticks o.ä. verwenden, dann gibt es dafür einen externen Umschalter als Zubehör. Irgendwie paradox, einerseits kauft man sich das DAB+U, um eben kein Nachrüst-Gerät am Auto sichtbar zu haben, andererseits wäre dieser Umschalter dann ein Nachrüst-Gerät. Umschalten per Software hätte ich schöner gefunden

Nun zur Software:

  • Vom Prinzip wahrscheinlich nicht anders lösbar: Drückt man an der Lenkerfernbedienung ein Lied weiter, dann wechselt er den Sender. Drückt man aber ein Lied zurück, dann ist das ja in der Denkweise des Radios das Kommando für "dieses Lied von vorne abspielen", was bedeutet, dass man auf den gleichen Sender wechselt, den man gerade hört. (Man muss sich also angewöhnen, zweimal schnell "zurück" zu drücken, um einen Sender zurück zu kommen).
  • Es ist leider nicht möglich, Favoriten zu erstellen. Man muss also immer alle empfangbaren Sender alphabetisch durchblättern 
  • Das führt dazu, dass man sich in etwa die Platznummer merkt, an der seine Lieblingssender sind (z.B. Radio BOB! auf 14, WDR 2 auf 22) und dann die eintippt und weiterblättert (denn dadurch, dass je nach Standort mal auch Sender aus dem Nachbar-Bundesland reinkamen oder nicht, war die Platznummer natürlich nie 100%ig verbindlich).Der zuletzt gehörte Radiosender ist beim nächsten Start an Platz 1. Das ist schlau, denn so spielt das Radio auch wirklich den Sender ab, den man vorher eingestellt hatte. Aber es ändert an dieser Stelle natürlich die alphabetische Reihenfolge, schaltet man auf Rock Antenne um und will danach wieder zur Radio BOB, dann ist das nicht mehr auf 14, sondern auf 1. 
  • Schöner wäre an der Stelle definitiv, Sender (z.B. am PC) als Favoriten markieren zu können und die werden dann in einem Unterordner angezeigt oder sie werden am Anfang einsportiert.

Trotzdem: Klare Kaufempfehlung, zumindest wenn man (so wie wir) ohnehin fast nur einen Sender rund um die Uhr hört. Ich finde die Lösung jedenfalls viel gelungener als irgendwelche nicht mal besonders schönen Zusatzgeräte, die man ja auch erstmal bzgl. Senderwechsel und Favoriten bedienen muss. Und das DAB+U macht genau das, was es soll und wie ich es mir vorgestellt habe.

Anmerkung: Ich habe das Gerät von Anfang 2019 bis Ende 2019 in Betrieb gehabt, danach wurde der Fiesta ausrangiert. Möglicherweise gibt es inzwischen Verbesserungen in der Firmware. 

DAB+ in alten Autos nachrüsten, ohne dass man's sieht.

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