Kindersitze auf Reisen

Kein IT-, trotzdem Kinderkram

Wer gerne reist, und dann noch ein Kind hat, möchte das womöglich mitnehmen. Und wer das noch nie gemacht hat, freut sich vielleicht über Tipps für den sicheren Transport im Flieger und Mietwagen.

U2: LoopBelt

Für Kinder unter 2 Jahren gilt: Im Flugzeug kann das Kind nahezu gratis auf dem Schoß der Eltern fliegen (als sog. "infant on lap"). Einen besonderen Kindersitz braucht man nicht.

Das Kind bekommt dann einen LoopBelt-Gurt, der wird um den Becken des Kindes geschnallt und am Elterngurt eingehakt. In der BusinessClass auf Kurz- oder Mittelstrecke hat man ja ohnehin den Mittelsitz frei, d.h. eigentlich reist es sich so ganz komfortabel und günstig. Für Babys gibt es auch noch die Möglichkeit, ein Bassinet zu reservieren, damit haben wir keine Erfahrungen.

Zum LoopBelt-Gurt muss man leider wissen, dass der nicht geeignet hat, das Kind zu schützen. Sondern im schlimmsten Fall schützt er nur davor, dass das Kind wie ein Wurfgeschoss durch die Kabine fliegt und andere Passagiere trifft. Bei einem Startabbruch aus hoher Geschwindigkeit z.B. besteht ein Risiko, dass der Erwachsene (der ja auch nur einen Beckengurt hat) mit dem Oberkörper nach vorne gedrückt und das Kind zerquetscht wird. Und zusätzich wird das Kind selbst auch nur am Becken gehalten, was in diesem Alter noch nicht ausgeprägt genug ist.

Die Risikoabwägung muss an der Stelle jeder selbst treffen.

Reisebuggy

Als Reisebuggy hatten wir einen Joie pact (evtl. sogar "lite"). Der lässt sich wirklich mit einer Hand bedienen, d.h. man konnte die kleine auf den Arm nehmen und mit der rechten Hand das Ding zusammenklappen und mit dem Schultergurt umhängen.

Reisekindersitz im Auto (1-4 Jahre)

Unser Kindersitz auf Reisen war der Urban Kanga, bis mit etwa 4 1/2 Jahren unsere Tochter dann langsam rausgewachsen war.

Der Urban Kanga kann mit einem Handgriff ins Auto ein- und wieder ausgebaut werden, und wenn er ausgebaut ist, klappt man die Sitzfläche einfach 270° nach hinten, dann verschwindet er in einer Tasche. Die ist ausreichend groß, so dass man auch noch Kleinkram dazu packen kann und lässt sich dann als Handgepäck an Bord eines Flugzeugs nehmen. Taxi, Mietwagen, Shuttle-Bus, man hat so immer den passenden Kindersitz dabei.

Tipp: Wir setzen den auf Mietwagen bevorzugt auf den hinteren Mittelplatz. Das gefällt unserer Tochter besser, denn wenn man ein südliches Urlaubsland und einen Mietwagen ohne getönte Scheiben hat, wird sie auf dem Mittelplatz weniger geblendet. Das ist aber m.E. auch aus Sicherheitsgründen besser im Falle eines Seitenaufpralls.

Aber Achtung: Er kann nicht im Flugzeug als Kindersitz verwendet werden.

Kindersitz für PKW + Flieger

Keine eigene Erfahrung, aber Freunde von uns hatten den: Kiddy Phoenixfix 3. Optisch ein Trümmer von einem Kindersitz, aber ein Auto-Kindersitz, noch dazu wahrscheinlich ein recht bequemer (unser Urban Kanga ist ja doch eher sehr dünn von der Sitzfläche und Rückenlehne) zugelassen für die Verwendung im Flieger.

Seltenes Exemplar: Luftikid

Ein sehr exotisches Exemplar ist der "Luftikid". Neu nicht mehr zu bekommen, ich hatte mal gebraucht bei ebay mitgeboten, leider erfolglos. Oder zum Glück, wenn man meine Frau fragt, die das Ding rein optisch indiskutabel fand. (Die junge Dame auf dem Foto ist daher auch nicht unsere Tochter, sondern wurde vom Hersteller hoffentlich für dieses Produktfoto bezahlt).

Jedenfalls, wer einen irgendwo findet, sollte m.E. zumindest mal drüber nachdenken:

Der Luftikid ist ein aufblasbarer Kindersitz für Auto und Flugzeug. Der Legende nach ist der Hersteller pleite gegangen, nachdem der ADAC das Ding als mangelhaft getestet hat. Was spricht trotzdem für ihn?

  • Das schlechte Testergebnis bezieht sich rein auf den Seitenaufprallschutz. Der spielt im Flieger keine Rolle, und im PKW kann man ggf. das Risiko entschärfen, wenn man den Mittelsitz nimmt.
  • Es ist einer der wenigen gut transportablen (wenn man die Luft rauslässt) Kindersitze für's Flugzeug
  • Er eignet sich damit immer noch für die Kombination aus "Flugzeug-Sitz + Taxi/Bus + Backup für den Mietwagen, falls seitens der Autovermietung kein Kindersitz verfügbar ist". 

CARES-Gurt für's Flugzeug

Seit unsere Tochter 3 Jahre alt ist, nutzen wir den CARES-Gurt. Der wird über die Rückenlehne des Sitzes gespannt (man muss beim Hintermann kurz den Tisch ausklappen, Gurt drum, Tisch wieder zu, fertig). Das Anlegen (und auch wieder Abbauen) geht innerhalb weniger Sekunden, beeinträchtigt den Hintermann überhaupt nicht, und da viele Airlines Familien mit Kindern zuerst an Bord lassen, bekommt der Hintermann gar nichts davon mit.

Die FlugbegleiterInnen kennen das Ding in aller Regel nicht und gucken neugierig, lassen sich aber vom FAA-Aufdruck beeindrucken. Trotzdem lege ich das Ding möglichst so schnell an, dass auch die Kabinenbesatzung nichts davon mitbekommt (ist immer einfacher, gar nicht diskuieren zu müssen).

CARES ist aber leider nicht bei allen Fluggesellschaften erlaubt. Condor, TUIfly, Eurowings und AEGEAN sind kein Problem, bei Lufthansa hingegen sind die Gurte verboten. Die offizielle Begründung habe ich vergessen, aber unter Vielfliegern hat die 2011 eingeführte NEK (Neue Europakabine) den Ruf, dass man das Knie des Hintermanns in der sehr dünnen Rückenlehne genau spüren kann ... womöglich würde die Lehne bei einer starken Bremsung abbrechen, wenn da ein 20kg schweres Kind gehalten werden muss?

Der Rucksitzsack

Neuste Errungenschaft ist der Trunki BoostPack, ein Auto-Kindersitz bzw. eine Sitzerhöhung, die gleichzeitig Rucksack ist. Das erleichtert den Transport und man hat gleichzeitig Spielsachen für die Fahrt direkt dabei (muss den aber natürlich auspacken, bevor man sich draufsetzt).

Kennengelernt habe ich den Trunki auf einem Langstreckenflug bei einem Kind auf dem Nachbarsitz (er ist nicht für Flugreisen freigegeben, aber nach dem Start sitzt das Kind womöglich bequemer. Und einen Handgepäcks-Rucksack braucht man ja eh). Als erster Praxistest haben wir ihn im 3.5 Wochen-Afrika-Urlaub benutzt, tatsächlich rein als Handgepäck-Rucksack im Flugzeug, im Taxi/UBER und in unseren Mietwagen und wir sind sehr zufrieden. 

Kindersitze und Alternativen für's Reisen

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