Köln-Berlin und zurück mit dem KIA

Seit etwa einem halben Jahr haben wir den KIA EV6 GT als Nachfolger unseres Skoda Enyaq. Schönes Auto, werde ich ein anderes Mal was dazu schreiben.

Aber wie schlägt er sich denn auf der Langstrecke? Ein Kollege und ich haben ihn randvoll geladen (sowohl den Akku, als auch den Kofferraum) und sind damit nach Berlin auf eine Messe. Mit gemischem Ergebnis (wobei das Auto da nicht viel für kann)

Köln-Berlin - so soll es sein

Es ging los an einem Montag um 9.15 Uhr, Akku vollgeladen.

Fahrstrecke: Zunächst noch eine Besorgung innerhalb Köln, dann im Kölner Umland, dann an Bielefeld, Braunschweig und Magdeburg vorbei nach Berlin Mitte. Google Maps sagt 606 km und 7 Stunden reine Fahrzeit, wenn man gut durchkommt.

Erster Stopp: Raststätte Gütersloh nach knapp 200 km / rund 2,5 Stunden Fahrzeit, der Kollege musste mal auf's WC. Kurz nachgeladen, 6 Minuten, 10 kWh, 7,51 Euro. 

Zweiter Stopp gegern 13 Uhr: Bad Nenndorf (kurz vor Garbsen/Hannover). Direkt an der Autobahn war ein Autohof, aber die hatten "nur" 175KW-Lader, darum sind wir 2 Minuten weiter gefahren und haben hier an einem Hellweg-Baumarkt geladen. Currywurst, Klo, 5 Minuten Smalltalk und dann wieder ins Auto, die Pause hat 32 Minuten gedauert (war nicht die "Schuld" des Autos), 66 kWh geladen für 39 Euro mit der EnBW-App (ehemalige ADAC-Karte).

Rund zwei Stunden später dann nochmal der letzte Stopp, Kaffee- und Eispause in einer Aral-Tankstelle in Wollin auf halber Strecke zwischen Magdeburg und Potsdam. Knapp 20 Minuten, 52 kWh, 30 Euro bei und mit EnBW. 

Kurz mit dem Zielort telefoniert, wenn wir da bis 17 Uhr aufschlagen, können wir unser Zeug noch heute entladen. Darum die Pause früher als gewollt beendet, und wieder auf die Bahn, den Rest der Strecke auch "so schnell wie möglich". 

Exakt 17 Uhr waren wir am Ziel. 7:45h, knapp eine Stunde Pausenzeit. Hätte mit unserem Ford Transit Diesel (wenn es nicht alles in den KIA gepasst hätte) nicht besser laufen können.

Rückweg - abgef*ckt

Zwei Tage später ging es dann zurück.

Der KIA war in Berlin auf rund 90% geladen worden: Mit meiner Octopus Energy-Karte (die hat keine Blockiergebühr, auch wenn man mal über Nacht parkt), 45 kWh für 30 Euro. War eigene Park-/Planungs-Blödheit, sowohl der Preis (es hätte günstigere Optionen gegeben) als auch, dass er nicht voll war. Egal.

Abfahrt dann gegen 16.30 Uhr.

Rund zwei Stunden später Zeit für den ersten Stopp. Helmstedt (nahe der Gedenkstätte innerdeutsche Grenze), Allego 300KW im Ort drin, an einem REWE. Geladen habe ich mit KIA Charge, aber via App (das Ladekarten-Etui hatte ich in Berlin in Gedanken mit dem Typ2-Kabel im Kofferraum verstaut und war jetzt wegen Gepäck nicht zugänglich).

Eigentlich ein guter Ladeort. Eigentlich. Wir hatten aber auf dem Kongress den ganzen Tag gegessen und getrunken und keine Verwendung für den REWE und die Bäckerei. Und der Ladevorgang kam nicht über 150 KW hinaus ... ich hab's auf die Säule geschoben (dass der KIA schneller kann, haben wir ja zwei Tage vorher gesehen) und wollte nochmal umparken. Aber: Der Ladevorgang ließ sich per KIA Charge-App nicht beenden (Fehlermeldung), an der Säule mangels RFID-Karte sowieso nicht, also über's Auto: DC-Ladelimit auf 40% eingestellt und 5 Minuten gewartet.

Neuer Versuch an der Nachbarsäule, Ladevorgang steigt auf 200 KW, wir nutzen die Zeit für einen Spaziergang vor der langen Restfahrt. Unterwegs sehe ich per App, dass die Ladeleistung schon wieder nur auf 150 KW abgefallen ist.

Als wir nach 30 Minuten am Auto waren, wurde es dann ärgerlich: Die KIA Charge App wirft schon wieder eine Fehlermeldung beim Versuch, den Ladevorgang zu beenden. Wechselt man irgend einen Menüpunkt oder startet die App neu, ist es ganz vorbei, denn einen Menüpunkt für "laufende Ladevorgänge" kennt das Ding gar nicht - Fehlkonstruktion. Die KIA Connect-App (=die vom Auto. Die andere ist nur für den Ladekarten-Anbieter) kann zwar theoretisch den Ladevorgang beenden, es klappte aber nicht. Und die 90% waren knapp überschritten (damit war die Option mit dem Ladelimit, das sich nur in 10er-Schritten einstellen lässt, auch vorbei). Also mussten wir warten (und auf den letzten Metern ist es wirklich ein Kriechen), bis das Auto auch wirklich auf 100% geladen hatte, vorher war kein Losfahren möglich. (Über die Hotline wäre es vermutlich gegangen. Da war ich in der Warteschleife, und als man mich - immerhin(!) - zurückrief waren wir schon wieder auf der Autobahn. Insgesamt eine Stunde Wartezeit (davon fast die Hälfte ungewollt), 65 kWh für 46 Euro. 

Weitere zwei Stunden später war es wieder Zeit für einen Ladevorgang. Die App sagt: direkt hier am Rastplatz Gütersloh sind mehrere Ladesäulen. Eine einzelne Ladesäule war außer Betrieb (in der App aber als verfügbar gemeldet), an einem Alpitronic 2-Port-300KW-Hypercharger parkte ein BMW i7. Da die Hypercharger geteilte Last-Module hatten, würde ich dem Leistung klauen und wir beiden nur mit je 150 KW laden können ... schade. Aber da der Kollege auf Klo musste, und der BMW eh nur mit 150 KW ludt (ich ihn also zumindest nicht bremsen würde) habe ich mich angesteckt.

Aber nur kurz. Denn: Statt 2x 150 KW hatten wir dann nur 2x 75 KW. Die i7-Besatzung hat das nicht gestört (die haben sich beide weiter im Auto angeschwiegen), aber 75 KW war mir definitiv zu wenig. Also wieder losgefahren. (4 Minuten, knapp 5 kWh für unter 4 Euro mit Octopus Energy beladen).

Nächster Halt dann in Oelde bei ionity, auf dem Weg dahin konnte man wenigstens nochmal Vollgas fahren, ein leerer Akku ist ja auch gut für den Ladevorgang. Und der lief so, wie man sich das vorstellt: 21 Minuten für knapp 59 kWh, mit KIA Charge knapp 29 Euro ausgegeben. Und sicherheitshalber das Ladelimit vorher im Auto auf 90% eingestellt. 

Insgesamt (erst den Kolegen in Köln absetzen, dann selbst nach Hause fahren) war ich um 1 Uhr zuhause. 8 Stunden unterwegs, davon 6,5 Stunden auf der Autobahn und 1,5 Stunden Ladepausen.

Fazit

Die Hinfahrt war so, wie Elektromobilität sein muss. Pipi-, Currywurst- und Kaffeepausen hätten wir sowieso machen wollen, keine davon dauerten länger, nur weil der KIA noch laden musste. Lediglich die Orte und ein bisschen auch die Zeitpunkte haben wir danach ausgewählt, wo man schlau lädt. 

Die Rückfahrt war bescheiden. Nicht richtig funktionierende Ladevorgänge (drei Alpitronics, die nur 150 statt der versprochenen 300 KW konnten, davon einmal dann sogar mit dem BMW geteilt) und nicht funktionierende Software will keiner haben. Die rund eine Stunde Pause, die wir zum Laden gebraucht hätten, war nicht unvernünftig (bei der Fahrstrecke), kam uns aber unnötig lang vor (weil wir nichts mehr essen wollten). Aber weil es anderthalb Stunden Pause waren (eine halbe Stunde unnötig festgehangen) war das richtig nervig.

Zu den Zahlen:

Wir haben unterwegs 300 kWh geladen für 185 Euro (=61 ct im Schnitt). Wir hätten ein paar Euro sparen können einerseits in Berlin, andererseits in dem wir unterwegs gezielt nach ionity-Säulen suchen, aber wir wollten ja komfortabel reisen (und dazu gehört, die Pausen nach Bedarf und nicht nach Anbieter zu wählen).

Der KIA war bei Ankunft hier noch 1/3 voll, also kommen auf den Verbrauch nochmal 50 kWh / 27 Euro drauf. 

Damit hat der Tripp 350 kWh / 212 Euro gekostet, bei 1210 km Strecke entspricht das einem Verbrauch von knapp 29 kWh/100 km (deckt sich mit dem, was ich im Augenwinkel im Bordcomputer verfolgt habe) - vollgeladen, da wo es erlaubt war, 140 km/h im Tempomat eingestellt und ab und zu auch mal den Sportmodus ausgefahren. Und 17,50 Euro je 100km Stromkosten.

Zum Vergleich: Hätten wir aufgrund des Gepäcks den Ford Transit nehmen müssen (zugegeben kein fairer Vergleich, weil andere Fahrzeugkategorie), hätte der rund 108 Liter Diesel verbraucht, wenn man schlau tankt (also am Start und Ziel statt an der Autobahn) und wäre mit rund 175 Euro ein bisschen günstiger gewesen.

To be fair: Hätten wir schlau geladen (mehr ionity), wären wir bei den Gesamtkosten auch unter 175 Euro gekommen. Umgekehrt, hätten wir den Diesel nicht für 1,60 innerorts, sondern für 2,13 Euro an der Autobahntanke gekauft, wäre der bei 230 Euro rausgekommen. Also am Ende liegen beide relativ gleichauf.

Mit dem KIA EV6 auf Langstrecke: Ladeerlebnisse, Kosten, Dieselvergleich

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