AIDAaura, ebenfalls als IT-Nerd

Wir haben es schon wieder getan. Nach einer schönen Reise auf der AIDAnova haben wir nochmal zugeschlagen. Bestandteil einer dreieinhalbwöchigen Südafrika-Reise war auch eine zweiwöchige Kreuzfahrt mit AIDAaura ab Kapstadt mit Stopps erst an der Ostküste hoch (East London, Durban, Port Elizabeth), dann an der Küste entlang gependelt bis in den Westen, dort in Namibia erst Lüderitz und dann Walfis Bay und dann wieder zurück nach Kaptstadt. Ein paar Vergleiche bzw. Aspekte rund um die Reise.

Aspekt 1: Urlaub mit Kind

Das ist kein Reiseblog, also gehe ich auf die Reise selbst nur oberflächlich ein:

Wir sind eigentlich Individual-Reisende, früher mit dem Mietwagen mehrere Wochen durch ein Land durch. Wie passt da AIDA ins Bild? Ganz einfach: Wir haben eine Tochter. Und mit sechsjährigem Kind drei Wochen Roadtrip, jeden Morgen Koffer packen und jeden Tag mehrere Stunden Autofahrt ist irgendwie auch nicht so richtig cool. So konnten wir die Hälfte des Urlaubs tatsächlich einfach "im Hotel bleiben" und nur für die Tagesausflüge das Schiff verlassen, das ist schon sehr komfortabel. (Und die zweite Hälfte war dann ja trotzdem noch ein Roadtrip).

Auf dem Schiff gibt es den KidsClub, unsere Tochter hat den geliebt und die Betreuer waren auch wirklich gut drauf. (Erst recht, weil es - Schulpflicht - nur eine Handvoll Kinder an Bord waren, die waren nachher eine coole Clique). Das heißt, man hat als Paar auf dem Schiff tagsüber (an Seetagen), abends (nach dem Tagesausflug) oder auch spätabends (Kind schläft, man kann mit Babyphone in die Bars gehen) einfach auch Zeit zu zweit und muss nicht 12 Stunden am Tag das Kind entertainen, was den Urlaub deutlich aufwertet. Übrigens auch für das Kind, das ja sonst auch dreieinhalb Wochen wenig Kontakt zu gleichaltrigen gehabt hätte. Aber auch das übrige Personal ist total Kinder-freundlich. Ein Koch hat uns jeden Morgen regelrecht gesucht, um zu fragen, was unsere Tochter heute für ein Motiv haben will. Um das dann liebevoll an seiner Pancake-Station aus Teig zu zaubern (und wenn er irgend eine Phantasie-Figur nicht kannte - Google Bildersuche. Der Typ war wirklich ein Künstler). Gefaltete Handtuch-Tiere in der Kabine plus, als die Kleine mal einen Affen versehentlich "entfaltet hat", liebevolle Reaktion auf ihren "I need your helb"-Brief. Mit Kind ist AIDA einfach wirklich traumhaft.

Aspekt 2: Upselling AIDA

Das Urlaubserlebnis an Bord ist toll. Nach der letzten Reise schrieb ich "Guten Urlaub liefern, dann können die Damen und Herren bei AIDA, auf der Reise selbst gab es nichts zu meckern." und das gilt auch wieder für diese Reise. Die AIDAaura ist das kleinste (und demnächst ausgeflottete) Schiff, beim letzten Mal war es mit der größten, AIDAnova, das andere Extrem, und natürlich gibt es hier weniger Auswahl an Gastronomie, keine Bedienrestaurants (also nur eines, das dann aber gegen Bezahlung), sondern nur Buffetrestaurants (die aber auch gut sind), keinen Rock-Club und ein deutlich schlechteres Show-Programm. Aber dafür auch ein deutlich gemütlicheres und überschaubareres Schiff.

Was etwas störend aufgefallen ist, ist, dass AIDA (zumindest alles, was aus Rostock entschieden wird) offensichtlich versucht, an jeder Ecke Geld zu verdienen:

  • Die Tagesausflüge, so der allgemeine Tenor aller Gäste, mit denen man sich so unterhält, sind deutlich im Preis gestiegen gegenüber den Vorjahren. Wir haben keinen einzigen AIDA-Ausflug gebucht (wir sind ja mehr die Individualreise-Typen, also wollen wir natürlich nicht im der Reisebus-Kolonne mit 300 anderen Passagieren durch's Land gefahren werden), aber ein auf dem Schiff kennengelertner Bekannter berichtete in Walfisbay von rund 130 Euro, die er für den "Ausflug nach Swakopmund" bezahlt hat - ein popeliger Reisebus-Shuttle in eine 40km entfernte Nachbarstadt. Zum Vergleich: Wir haben ein Taxi genommen (Hinfahrt, der Fahrer hat mehrere Stunden da auf uns gewartet, Rückfahrt) und für uns drei zusammen 50 Euro bezahlt und ihm damit den Auftrag des Monats eingebracht, wir hätten auch noch wahrscheinlich auf die Hälfte runterhandeln können.
  • Nachmittags gibt's Kuchen (kostenlos). Haben wir nicht in Anspruch genommen (zur Verwunderung der Kellner, wenn man dann trotzdem zu der Zeit in der Bar sitzt - es ist gratis!!!!). Aber ich kann mich erinnern, dass auf der AIDAnova damals zur Kuchen-Zeit auch eine Kaffeekanne hingestellt wurde. Jetzt muss man den Kaffee dazu pro Tasse bezahlen (oder eine Getränkeflat buchen).
  • Mein Highlight: Ich habe an der Rezeption nachgefragt, ob für unsere Tochter (und den nerdigen Vater) eine Brückenführung möglich wäre. Ja, natürlich, ist ein Ausflug und kostet 89 Euro pro Person. Bitte was??? (Und was noch viel schlimmer ist: Die war ausgebucht. Das heißt, die Leute zahlen das). In den 89 Euro ist immerhin das Abendessen im Bezahlrestaurant (Wert laut Speisekarte: 39 Euro) mit drin. Na schönen Dank.
  • Wie gesagt, das gilt für alle Preise, die die Zentrale in Rostock vorgibt. Das Personal selbst wirkte eher großzügig, z.B. wurde auch der kostenlose Restaurant-Wein gerne nach geschenkt, wenn Gäste das Restaurant offensichtlich bereits verlassen hatten und nur zum Nachschenken wiederkamen (weil sie in den Bars hätten bezahlen müssen). Ein Gutschein für den "Cocktail des Tages, nur einlösbar am ersten Abend" wurde problemlos am letzten Abend für jedes beliebige Getränk eingelöst. Uvam.

Schade, denn es trübt den Urlaub zwar nicht, aber wenn es überall (selbst beim Smalltalk in der Sauna) thematisiert wird, ist das ja nicht förderlich für die Marke AIDA. Aber das scheint, wie auch schon beim Kundenservice, einfach einkalkuliert zu sein, die Leute buchen es trotzdem.

A pro pos Kundenservice: Bei einem (wohl auch teuren) mehrteiligen Ausflug wurde aufgrund Starkregens der letzte Stopp ausfallen gelassen. Soweit, so gut. Damit die Gäste aber nicht nachträglich von dem teuren Ausflug Geld zurückfordern, mussten alle Teilnehmer unterschreiben, dass sie damit einverstanden sind und auf eigenen Wunsch auf den Stopp verzichten. Dann ging es auf's Schiff, der Ausflug war vorbei, fertig. Das kann man natürlich so machen, das ist rechtlich einwandfrei. Aber man hätte auch einfach bei der Rückkehr an Bord eine kleine Wiedergutmachung ("für den ausgefallenen Stopp würden wir uns mit einem Glas Sekt revanchieren") präsentieren können. Beide Varianten wären wahrscheinlich auch abends in der Sauna wieder "Smalltalk-Thema" gewesen. So aber eben diese Kleinkarriertheit, dass zum Abschluss alle unterschreiben mussten, dass sie auf Forderungen verzichten. 

Aspekt 3: Der IT-Nerd in mir

Als ITler ist natürlich interessant, wie das älteste Schiff der AIDA-Flotte neben dem neuesten wirkt.

Babyphone

Das Babyphone war wieder, wie beim letzten Mal auch, ein Cisco-WLAN-Schnurlostelefon. Die Firmware habe ich dieses Mal nicht verglichen (digital Detox, ich habe mein Notebook im Urlaub quasi nicht ausgepackt), aber immerhin: Es gab einen Passwortschutz und es gab keinen LDAP-Server, der im Telefonbuch zu gesprächig Usernamen verriet. Ich tippe aber eher auf Zufall/uneinheitliche Konfiguration der Schiffe als eine Reaktion auf meinen damaligen Hinweis an die Reederei.

A pro pos uneinheitlich: Auf der AIDAnova war es so, dass wir von unserem Kabinentelefon aus auch die 13xxx-er Rufnummerngasse der Schnurlostelefone anrufen konnten. Auf der AIDAaura war das bei einem anderen Familie auch so (die haben mir das stolz als Tipp berichtet, weil es für Absprachen ja echt auch nützlich ist). Bei unserer Kabine leider nicht, auch das Personal war mit der Frage, ob man das freischalten konnte, überfordert. Ergebnis: Unsere Tochter konnte nicht durch Drücken der Wahlwiederholung (bzw. Wählen der Rufnummer ... auf der AIDAaura stehen und hängen statt Cisco-IP- einfache Gigaset DA-Analogtelefone in den Kabinen und den Fluren usw., die haben keine Wahlwiederholung) uns anrufen.

Die Alternative ist der Babyphone-Server: 4545 anrufen, die Nummer des Schnurlostelefons eingeben, Hörer daneben legen. Bei Lärm bekommen wir einen Anruf auf dem Schnurlostelefon (aber, und damit ist das zumindest bei älteren Kindern unbrauchbar: Wir können nicht mit unserer Tochter reden, sondern nur zuhören). Abhilfe: Wir haben den Babyphone-Service aktiviert, den Hörer danebengelegt und unserer Tochter erklärt, wenn sie uns anrufen will, soll sie den Hörer einfach auflegen. Dann bekomme ich auf dem Handgerät einen Alarmierungs-Anruf (Info, dass das Babyphone deaktiviert wurde). Und dann weiß ich, dass ich auf die Kabine zurückrufen soll, denn das ging. Ist nicht ganz so cool (alleine schon, weil ich danach trotzdem auf die Kabine gemusst hätte, um das Babyphone wieder zu aktivieren), aber war praktikabel.

Internet an Bord

Das Internet an Bord war teuer, aber ausreichend schnell. Für das "Internet XL"-Paket mit 3 GB Traffic / zwei Geräten haben wir 100 Euro bezahlt, ein späterer Sprung auf XXL mit weiteren 3 GB kostete überschaubare 20 Euro. Die nächst höhere Stufe wäre die Flat gewesen (je nach Buchungsdauer 20 Euro pro Tag bis hin zu rund 200 Euro für die ganze Reise). Die meisten Gäste hatten wohl die SocialMedia-Flat für ca. 50 Euro, die aber wohl auch sehr restriktiv war (zumindest Instagram-Bilder o.ä. und bei einigen auch WhatsApp-Status scheinen da teilweise blockiert worden zu sein, wenn man dem Smalltalk glauben schenkt). 

Lästig: Mein Google Pixel-Smartphone hat als Sicherheitsfeature in öffentlichen WLANs, dass es sich in verschiedenen Netzen mit unterschiedlichen zufälligen MAC-Adressen einwählt. Offensichtlich (den Zusammenhang habe ich erst später verstanden, darum nicht weiter nachverfolgt) werden die Kabinen und die öffentlichen Bereiche trotz gleicher SSID als verschiedene Netze angesehen (vielleicht unterschiedlich gut mit 2.4 und 5 Ghz ausgeleuchtet?). Ergebnis: Je nach dem, wo ich mich aufgehalten habe, hat der AIDA-Server mich aufgrund zwei verschiedener MACs als das eine oder das andere Gerät eingestuft. Da im Internet-Paket XL nur zwei Geräte gleichzeitig online sein dürfen, haben meine Frau und meine beiden Ichs uns gegenseitig immer rausgeworfen. Abilfe beim nächsten Mal: Die zufällige MAC-Adresse für dieses WLAN deaktivieren.

Bordportal, TV, Touchscreens

Das Bordportal ist im Prinzip das gleiche, wie auf der AIDAnova auch. Und genauso unübersichtlich sortiert. Der beim letzten Mal beschriebene Scroll-Effekt, der "das Schiff erkunden" zu einem Spießrutenlauf hat machen lassen, ist mir dieses Mal nicht aufgefallen. Vielleicht lief es server- oder smartphone-seitig dieses Mal flüssiger. Vielleicht habe ich es aber auch einfach nicht so oft benutzt, das Schiff ist ja viel kleiner.

Der Fernseher an Bord ist ein kleiner Fernseher mit ein paar Programmen und bietet keinerlei Interaktion. Auf einem der Sender läuft die abendliche Show, allerdings die vom Vorabend, offenbar hat man nicht mal die Technik für Liveübertragung an Bord.

Touchscreens oder digital Signage in den Fluren gibt es nicht. Tatsächlich (so hakelig es auf der AIDAnova war) war das schon ein praktisches Tool. Hier habe ich es nicht vermisst, aber größer hätte das Schiff auch nicht sein dürfen.

Bordkarte + App

Die Bezahlung an den Bars usw. erfolgte mit der gleichen App, wie auf der AIDAnova damals auch. Eine weitere praktische Funktion habe ich mitbekommen: Die Kellner können sich zu einer Kabinennummer auch die Gäste(fotos) angucken. Praktisch, wenn sie an der Bar den Abnehmer ihres Getränks nicht finden.

Allerdings kommt auf der AIDAaura noch die "alte" Kartengeneration zum Einsatz, die kein RFID kann, sondern ausschließlich per Barcode ausgelesen wird (Kamera-App der Kellner-Handys). Sollten wir nochmal auf ein altes Schiff, würde ich mir einen kleinen Drucker mitnehmen und einen Barcode eines anderen Gastes klonen :-)

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