Hausgemachter Ladeärger
Der Polestar 2
Meine aktuelle Firmenmiete ist ein Polestar 2 - wem das nix sagt, Polestar ist eine schwedisch-chinesisch Untermarke/Tochter von Volvo. Das Auto selbst ist sehr chic und macht Spaß beim Fahren. In der Mitte thront ein Tablett (aber deutlich dezenter als beim Tesla), das dortige Android ist seahr intuitiv zu bedienen, in Kombination mit perfekt integriertem Google Maps (Kartenansicht zusätzlich im Cockpit, Ladestationen-Suche mit schlauen Filtern, zB Vorauswahl der zur Verfügung stehenden Ladekarten) deutlich schöner als Standard-PKW-Systeme.
Aber dennoch viele störende Kleinigkeiten. Verkehrszeichenerkennung funktioniert gut, reguliert den Tempomat aber nicht mit. Die 360° Kamera ist mittelmäßig, einparken unübersichtlich. Viele Grundfunktionen (zB Sitzheizung, Lenkradheizung) sind nur über mehrstufige Touch-Funktionen nutzbar, was unnötig ablenkt. Zwar kann man einen Großteil der Funktionen per Sprache steuern, aber z.B. Heckscheibenheizung alleine geht nicht (jegliche Versuche per Sprachkommandos schalten auch automatisch das Gebläse für die Frontscheibe auf Vollgas, was mehr nervt als nützt).
Man kann am Lenkrad zwar zB die Radiosender wechseln, aber sehen (welcher Sender wurde ausgewählt) tut man nix, wenn man nicht zufällig die Radioapp offen hat. Hört man irgendwas anderes (Spotify, ARD Audiothek, ... Apps gibt's genug) und wechselt in irgend eine andere App (zB Maps), dann hat man keine wirkliche Chance zu sehen, was man da gerade hört, sondern muss alle in Frage kommenden Apps durchklicken.
Da ist noch Luft nach oben.
Hausgemachter Ladeärger
Der Mietwagen ist "incl. Strom", am Autoschlüssel ist ein Newmotion-Ladechip. An und für sich eine gute Idee, aber hier in der Region nicht perfekt, Rheinenergie und alle Stadtwerke der Nachbarkreise verweigern sich dem Roaming. Zuhause laden "kann" ich daher nicht bzw. zahle den Strom dann doppelt (wobei ich das vor der Buchung wusste und auch eingeplant hatte).
Eines nachts dann kurz einen Umweg in Kauf genommen, um an einem Schnellader nachzuladen. Ladeversuch an einem Alpitronic hypercharger bricht ab, mehrmals versuche ich es (in einer Ecke des Parkplatzes, die nach Urin stinkt wie lange nichts mehr). Ich hänge mich verzweifelt an dessen 11kw-Port und gehe erstmal rein aufs WC, der Rastplatz ist zugemüllt wie die Kölner Innenstadt nach Karneval, die 70ct teuren Sanifairs vollgek***t. Wie asozial sind manche Leute bitte? Raststätten sind genauso schlimm wie ich sie in Erinnerung hatte, und der Gedanke von 20-Minuten-Stopps dort auf Reisen kann nicht glücklich machen.
Angeekelt komme ich zurück zum Auto, das 11kw-Laden hat natürlich nix gebracht, aber mit weniger Druck auf der Blase kann man besser überlegen, einfach die 50kw-Säule von EnBW direkt daneben benutzt, die geht.
Zuhause angekommen mit 160 km Reichweite, Etappe am nächsten Tag sind hin und zurück 110 km, das sollte passen. Also nicht mehr über Nacht geladen (müsste ich ja selbst bezahlen), und weil ich den Polestar ja nur eine Woche habe, will ich auch den nehmen (statt dem voll geladenen Skoda). Tags drauf also los, am Zwischenziel angekommen bleiben für den Rückweg nur noch 30km ... Huch? Am Zielort an die Schuko-Steckdose gehängt, als wir uns auf den Rückweg machen ist die Reichweite auf 50km gestiegen.
Erster Stop ein Schnelllader bei Euronics: Belegt. Zwei weitere sind bei einem Baumarkt, dessen Parkplatz ist abgesperrt. Zurück zu Euronics: Der ID4-Fahrer braucht noch sehr lange, er besteht darauf bis 100% zu laden und würde uns auch nicht kurz dazwischen lassen. Also wieder auf die Autobahn.
Die Reichweite sinkt schneller als man gucken kann, als ich das realisiere, habe ich gerade die nächste Abfahrt verpasst (wo man Mittels Umweg einen Schnellader hatte erreichen können). Vor der nächsten Abfahrt geht der Schildkröten-Modus an (Fahrspass geht weg, aber 100 kmh sind weiter kein Problem), mit 5km Restreichweite erreiche ich eine AC-Säule, die Gattin holt am Kiosk was zur Verbesserung der Laune, während ich zugucke wie die Reichweite steigt. Bei 25km ziehe ich den Stecker, nächstes Ziel 15km entfernt, wieder Euronics. Das erreichen wir, Parkplatz ist zugänglich, Säule frei, Ladekarte wird akzeptiert, und obwohl es wieder ein hypercharger ist, klappt es. Einen Plan B hätte ich nicht gehabt.
Wir laden in wenigen Minuten auf 60km Reichweite, das reicht locker bis zum nächsten Ziel ... 20 Minuten später als geplant, aber rechtzeitig sind wir am Ziel.
Komfortabel und stressfrei war das nicht. Aber es wäre auch vermeidbar...
Noch mehr Reichweitenlotto
Ein paar Tage später wurde der Polestar wieder dienstlich genutzt. Losgefahren, angeblich hätte die Ladung so gerade bis zum Ziel gereicht. Ich hatte aber (musste ja abends noch zurück) eh einen Frühstücksstop eingeplant.
Kaum auf der Autobahn meldet sich das Navi: ich werde es nicht bis zum Ziel schaffen, ob ich einen Lade-Stop einfügen will? Ja klar, ich wähle meinen ohnehin geplanten Rastplatz aus.
15 Minuten vor dem Rastplatz: ich werde das Ziel nicht schaffen, ob ich einen Lade-Stop einfügen will? Ähm ja. Google Maps zeigt mir nur Schnarchlader an, Mist. Die EV Map App weiss mehr, der nächste Autohof hat mehrere Schnelllader. Die Strassenschilder behaupten das Gegenteil (nur Tankstelle), und Google Maps hat den zwar eingezeichnet, aber keine Angaben zu Ladeports (und darum ihn nicht in die Ladeplanung eingebunden, weil ich einen Filter auf "nur passende Stecker" gesetzt habe). Aber Auto lädt, ich frühstücke bei Subway, weiter geht's. Laut Akku-%-Angabe (die ist halt verbindlicher) hätte ich die nächste und wahrscheinlich auch die übernächste Lademöglichkeit auch noch erreicht.
Am Zielort hatte ich die Wahl zwischen Parkhaus (kostenpflichtig, aber - sofern frei - kostenlose Lademöglichkeit) oder Parkplätze in der Altstadt, mit E-Kennzeichen entfällt die Parkscheinpflicht. Ich nehme letzteres.
Auf dem Rückweg noch einen dringenden Pipi- und Kaffeestop. Der dauert wegen 2G+-Kontrolle im Rasthaus und kaputtem Kartenleser am Klo und falsches-Produkt zubereitet am Ende so lange, dass ich >100 km mehr Reichweite nachgeladen hatte als ich für den Rest meiner Miete gebraucht hätte. Habe ich in Fahrspaß umgesetzt und mal geguckt, was das Auto so kann :)
Mit Ausnahme der Reichweitenanzeige ein schönes Auto.