Ladesäulenhopping in Gerolstein
Es ging auf ein Wochenende in die Eifel. Meine Holde hat Freitag bis zur Mittagspause noch geladen, uns dann abgeholt, kurz danach sind wir los. Im sehr empfehlenswerten Seehotel am Stausee in Gerolstein, das wussten wir von früheren Aufenthalten, hängen zwei Tesla Destination Charger (1x für Tesla und 1x für alle Fahrzeuge), also auch kein Grund, auf der Anfahrt unnötig langsam zu kriechen.
Neben dem Laden im Hotel gibt's aber auch noch zwei Ladesäulen in der Innenstadt, in die es uns sowieso mehrmals verschlagen hat ...
Klingt alles locker. Hat auch am Ende geklappt. Und trotzdem war es nicht so, wie Elektromobilität sein sollte.
Erster Akt: Hotel
Das Laden am Hotel klappte nicht. Laut Hotel-Direktorin liefen die Wallboxen jahrelang einwandfrei, aber jetzt hätten sie zum zweiten Mal innerhalb weniger Monaten den Ladevorgang verweigert - mehr als Tesla informieren könne sie nicht tun. Aufgefallen ist das erst spätabends (die Wallboxen werden erst nach Sauna-Schließung aktiviert, wohl um eine gleichmäßigere Auslastung des hauseigenen Kraftwerks zu bekommen), Steckdosen außen gab es wegen Baustelle keine zugänglichen.
Zweiter Akt: Die Sache mit dem kaputten Handy
Also Samstags in der Innenstadt direkt an der Säule geparkt. Skoda-Ladekarte davor gehalten ... keine Reaktion, die Säule ist eine innogy eStation, aber noch das ältere Modell ohne RFID-Leser, nichts blinkt, die Zahlung kann laut Aufkleber nur per Smartphone aktiviert werden.
Was nun kommt, dafür kann die Elektromobilität nix, trotzdem blöd: Kurz zuvor hatte ich mein Handy zerstört (und darum gar nicht erst dabei). Also die Skoda PowerPass-App auf dem Handy meiner Frau installiert, Zugangsdaten neu angefordert (die richtigen stehen in einem 1Password-Safe, auf den ich ohne Handy oder Laptop keinen Zugang habe), abgewartet (meine Firma nutzt Greylisting zur Spam-Vermeidung ... klappt super, aber die erstmalige Mail von einem Absender, mit dem man sonst nix zu tun hat, wird mehrere Minuten verzögert zugestellt), und nur 15 Minuten später kann ich die App starten.
Aber: Sie kennt die Ladesäule überhaupt nicht, und hat auch keine Möglichkeit, per QR-Scan eine Säule gezielt auszuwählen.
Auf meinem Handy hätte ich jetzt z.B. ADAC/EnBW genutzt. Aber auch das hätte App-Installation + Zugangsdaten vergessen + Greylisting-Wartezeit gekostet.
Also statt dessen den QR-Code der Säule für ad-hoc-Ladung gescannt. Der enthält nur die URL zu einem Bezahlportal, aber gar keine eindeutige EVSE-Ladesäulen-ID (d.h. scannen aus der EnBW-App hätte eh nicht geklappt), statt dessen muss man eine aufgedruckte nummerische ID eingeben. Damit gelangt man auch zur Säule, aber statt mich ein Zahlungsmittel auswählen zu lassen: "Keine Zahlung möglich". WTF???
Dritter Akt: Neue Säule, neues Glück
Einsteigen, weiter zur nächsten Säule. Die wird in der Skoda PowerPass-App angezeigt, die hat auch einen RFID-Leser, sieht auch alles gut aus, nur Strom fließt keiner. Warum, kann die Säule mangels Display nicht verraten - vielleicht war sie ausgelastet (am anderen Port lud eine Renault Zoe mit 22KW, evtl. gab die Zuleitung nicht mehr Strom her).
Dieser Mist hat uns nicht nur rund 40 Minuten Zeit gekostet, sondern man fängt dann im Urlaub eben auch an, sich über einen Plan B Gedanken zu machen, der einen auf dem Rückweg sicher bis an den Rand der Voreifel bringt (mit Hoffnung auf Platz an einem dortigen Schnelllader). Und das nervt einfach nur, das kann man auch nicht schöner verpackt formulieren, das ist Käse.
Vierter Akt: Wieder die vorherige Säule
Die Auflösung war dann am Ende ganz einfach ... kaum war der Blutzuckerspiegel wieder gestiegen, erkennt man, dass man vielleicht den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen hat. Die Zahlung war deshalb nicht möglich, weil sie auch nicht nötig war: Ob als Verhalten-im-Fehlerfall, oder bewusst bis z.B. die Säule gegen ein neueres und eichrechtskonformes Modell getauscht ist, weiß ich nicht, aber sie gibt den Strom kostenlos ab, ich hätte mich nur einstecken müssen.
Das haben wir auf dem Rückweg vom Mittagessen kurz probiert, und weil wir wussten, dass es klappte, dann beim Abendessen auch noch rund 20KW nachgeladen. Gefahr gebannt.
Fünfter Akt: Zurück auf Los
Und natürlich, wie es sich für ein gutes Hotel gehört, hatte man auch für die zweite Nacht eine Lösung gefunden. Der JuiceBooster konnte in eine Schuko-Steckdose einer Garage eingesteckt werden und am nächsten Tag waren wir vollgeladen.
Epilog
Zurück in Köln sind wir zum Abendessen noch zu einem Italiener in Nachbarschaft unseres Skoda-Händlers gefahren. Also habe ich mir gedacht, hänge ich uns doch während dessen noch an deren Semi-Schnelllader, ist mit Skoda Powerpass-Karte immerhin günstiger als unsere Heimat-Ladesäule der Tank-E und dann ist das Auto für die Woche wieder voll.
Die Säule war zwar zugeparkt, aber mit ein bisschen rangieren konnte man daneben parken, so dass das Kabel so gerade passte. Aber: Ein Fachgeschäft für elektrische Fahrzeuge denkt leider nicht daran, dass die Kunden vielleicht auch Ladeinfrastruktur brauchen könnten. Und so ist der Lader leider nur für Mitarbeiter freischaltbar...