Des Skodas erste Fernfahrt

Am Wochenende gab es die erste Fernfahrt ins etwa 400km entfernte Unterfranken - auch hier rein aus technischer Neugier, normalerweise mache ich keine Dienstreisen mit dem eigenen Auto.

Vorbereitung ist alles!

Am Zielort laut diverser Apps keinerlei Lademöglichkeit (nächste Möglichkeit wären 11KW in 7km Entfernung). Die "Route & Charge"-App rechnet mir aus, ich müsste bis zum Rasthof "Spessart Nord", da laden, dann weiter. Die "EV Map" bzw. GoingElectric weiß dazu mehr: In Fahrtrichtung Würzburg gibt es keine Ladesäulen, im Notfall müsste man kurz vor dem Rastplatz auf einen verbotenen Versorgungsweg fahren, die Autobahnseite wechseln, und dann unter Missachtung von Durchfahrts- und Einfahrtsverbot knapp 20m entgegengesetzt der Einbahnstraße fahren, dann kommt man am Ziel an. Klingt spannend, ein bisschen Abenteuer finde ich gut. Das Hotel schreibt mir auf meine Anfrage zurück, ich könnte dort gerne laden (aber keine weiteren Infos) - also hätte ich einen Plan B.

Zur Sicherheit kaufe ich mir den Juice Booster (der stand eh auf meiner Wunschliste und ich hab nur auf einen Grund gewartet). Der ist doch größer als gedacht (und passt nicht in das Ladekabel-Aufbewahrungsfach am Skoda), ich mache meine Kauf-oder-Rücksendung-Entscheidung davon abhängig, wie die Reise verläuft.

Die Hinfahrt

Und dann fahre ich los. Das Navi plant einen Ladestopp ganz irgendwo anders ein (dass es Spessart Nord nicht ansteuern will, kann ich verstehen), will mich aber auch ganz anders routen und ist zickig beim Versuch, eine alternative Route zu wählen. Die Fahrt verläuft so mittel, wenn man ohne Familie alleine fährt, sind konstant 130 km/h schon arg langweilig und ich erwische mich regelmäßig dabei, Gas zu geben nur im mich dann wieder zu ärgern, dass das jetzt mit der Reichweitenplanung vielleicht schief geht. Ich komme vorbei an ganz vielen Rastplätzen, fast alle haben sie Strom (und wenn wirklich mal eine Tankstelle ohne E kommt, dann folgt irgendwann danach auch ein Rastplatz nur mit E-Säule und Gaststätte, ohne klassische Tankstelle). Liegen bleiben würde man also bei normaler Fahrweise nicht, aber: Ich will ja nach Spessart. Denn da kann ich mit voller Power laden, während auf den letzten Rastplätzen vorher angeblich (laut meinem Navi) teilweise nur 50 kw-Säulen stehen würden.

Endlich in Spessart Süd angekommen finde ich das "Abenteuer" gar nicht mehr so spannend: Die beschriebene Einfahrt zum Versorgungsweg ist inzwischen abgesperrt (bzw. wie ich später festgestellt habe: Ich hatte die Wegbeschreibung falsch verstanden, man hätte nicht an der Raststätte, sondern bereits 1km vorher an der Abfahrt rausfahren müssen). Auf dem Rastplatz gibt es erwartungsgemäß keine Lademöglichkeit, mein Handy hat kein Netz und die Lademöglichkeiten, die mir das Navi vorschlägt, sind ernüchternd: Ein regulärer Seitenwechsel der Autobahn sind fast 60km Umweg (bei nur noch 30km Restreichweite), und die nächste Lademöglichkeit kann nur 11kw, da müsste ich also mehrere Stunden Pause machen. Was noch gleich der Grund, warum ich ausgerechnet der "Route and Charge"-App vertraut habe? Was für eine selten dämliche Idee...

Irgendwann finde ich einen zugänglichen Weg runter vom Rastplatz, und zum Glück hatte ich bei der Reisevorbereitung auch die Fotos der illegal zu fahrenden 20m gesehen - auf Verdacht wäre ich da nicht langgefahren. Und zum Dank für das Riskieren meines Führerscheins erwartet mich mein erster Schnell-Ladevorgang (mit etwas enttäuschender Ladekurve, s.o.) und das trostloseste Autobahn-Restaurant, was ich seit Jahren gesehen habe.

WC-Besuch, rückwärts aus dem Restaurant raus, rüber zur Aral und dort einen Kaffee. Kurz überlegt, ob ich den Abenteuer-Weg zu Fuß auf die andere Seite gehen soll. Statt dessen WhatsApp, ARD-Mediathek vorbereiten, ein bisschen SmallTalk mit anderen E-Auto-Fahrern und dann geht's auch schon weiter. Der Rück-Seitenwechsel geht legal und schnell und jetzt würde ich mit dem Akku bis zum Hotel kommen, vor Ort zum Kunden pendeln können und es auch wieder auf dem Rückweg bis zum ersten Rastplatz schaffen. Der Rest der Fahrt verläuft deutlich entspannter, die Mediathek-App spielt mir einen Tatort als Hörfassung ab, dann macht auch das Tempo 120 nichts aus. An der letzten Raststätte vor Verlassen der Autobahn fahre ich spontan nochmal raus, hole mir was zu Essen und lade nebenbei rund 50km Reichweite nach - so in etwa stelle ich mir das vor sollte das eher ablaufen.

Am Ziel

Am Zielort (dem wirklich empfehlenswerten Landhotel Rügheim) angekommen bräuchte ich nicht zwingend laden, aber die Rezeption spricht es von sich aus an, weil ich ja vorher nachgefragt habe - guter Service! Es gibt verschiedene (aber ungünstig zugeparkte) CEE-Campingsteckdosen auf dem Parkplatz, ich könne mich aber auch gerne einfach genau vor den Haupteingang stellen (quasi Taxi-Vorfahrt), das wäre gar kein Problem. Gesagt, getan, der Juice Booster wird ausgepackt und damit gekauft, er kommt an die Außensteckdose für die Weihnachtsbaumbeleuchtung und braucht die ganze Nacht, morgens ist das Auto voll.

Die Rückfahrt

Zwei Tage zum Kunden pendeln und am letzten Tag dann von da dann dann auf die Autobahn, nix mehr mit Vorplanung, dafür aber direkt mit Hör-Krimis. Ich komme bis Frankfurt, dann geht die Reserve an. Was jetzt kommt, kenne ich vom Motorradfahren: Kam bisher ein Rastplatz nach dem anderen, ist jetzt auf einmal Stille. Mein Navi behauptet, der nächste Rastplatz habe nur eine 11kw-Lademöglichkeit ... kurz in der App nachgeguckt und eine richtige Lademöglichkeit direkt am Flughafen gefunden. Auto geparkt, im Hampton by Hilton auf's WC und bei schönem Wetter oder viel Hunger wäre ich da noch was rumgelaufen. Statt dessen wieder zurück ins Auto, was zu Essen hatte ich eh dabei, und direkt danach wieder auf die Autobahn. Natürlich (auch das kenne ich vom Motorradfahren), kaum ist der Tank wieder voll, kommt auch wieder ein Rastplatz nach dem anderen (und natürlich waren auch die 11KW Blödsinn, beim Vorbeifahren sieht man auf der Karte dann wieder realistische Zahlen). Egal - mit 40km Rest-Reichweite und nach zwei gehörten Tatort-Folgen komme ich in Köln an, das Fahren war entspannt und die Pause kam mir nicht so störend vor (weil ich aber auch nicht regelmäßig derartige Entfernungen zurücklegen muss).

Ein Teil der illegalen Wegbeschreibung ... Foto: GoingElectric

Unsinniges Ladesäulen-Suchen in Bayern

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