TomTom (an der BMW GS: deluxe)

Mit meiner Entscheidung für eine BMW GS Ende 2019 war auch die Frage, was tun in Sachen Navigation: Braucht man den BMW Navigator IV? Was kann die Connected App? Oder behalte ich besser mein TomTom Rider?

Eine Recherche im Vorfeld war gar nicht mal so einfach. Nicht, dass man nicht tausend Beiträge in Foren finden würde. Aber zwischen BMW Navigator-Nutzern, und ehemaligen Nutzern, die z.B. auf TomTom umgestiegen sind, herrschen teilweise Umgangsformen schlimmer als in den Anfängen von iPhone-vs-Android.

Ich versuche mich daher an einem etwas neutraleren Vergleich (in mehreren Episoden).

Heute also: Mein vorhandenes TomTom an der GS.

Da ich mich damals gegen den Navigator VI entschieden hatte, bin ich zunächst mal bei meinem bereits vor der GS vorhandenen TomTom geblieben. Aber habe natürlich überlegt, was ich noch optimieren kann, denn ich war ehrlich etwas neidisch auf die Lenkersteuerung und die am Bike schon vorhandene Halterung (die ich auch im Wechsel für einen Smartphone-Halter nutze).

Das TomTom

Mein TomTom ist ein Rider 50 LE und hat mich eigentlich nie im Stich gelassen. Es rechnet schön schnell, es ist auch bei Sonneneinstrahlung noch halbwegs lesbar (nicht so gut wie das GS-eigene TFT-Display, aber deutlich besser als ein Handy), es ist unempfindlich gegen Regen und es wird nicht zu heiß, wenn es lädt und navigiert. Was das TomTom m.E. nicht wirklich gut kann, sind schöne Motorradrouten errechnen (die Einstellung "kurvige Strecke" führt gerne mal dazu, dass man einfach irgendwelche links-rechts-Kreuzungen von Nebenstraßen entlang geschickt wird). 

Wenn man aber die Strecke vorher plant und auf's Navi aufspielt, kann das TomTom mich zuverlässig auf Knopfdruck an den Anfangspunkt oder an den nächsten Punkt entlang der Strecke routen (und das z.B. auch mit Einstellung "schnellste Strecke, auch Autobahn") und dann automatisch das Abfahren des Tracks ohne weiteres Zutun beginnen. Und das Abfahren eines Tracks, hatte ich ja hier schon mal beschrieben, ist die in meinen Augen komfortabelste (man hat Routinghinweise und wird wieder zurück geführt, wenn man falsch abbiegt) und gleichzeitig zuverlässigste (man bekommt das, was man vorher geplant hat) Art zu fahren.

Um neue Strecken auf das TomTom zu bekommen, gibt es verschiedene Wege. Ich mache es so, ich aktiviere kurz automatisch an meinem Smartphone den HotSpot, wenn ich auf's Bike steige. Das TomTom findet damit ein WLAN, verbindet sich mit meinem TomTom-Account und lädt sich das, was ich zuhause oder am Handy vorbereitet und ins TomTom MyDrive-Portal hochgeladen habe, direkt runter. 

Gibt's Sachen, die ich auch am TomTom vermisse? Klar! Einerseits die Möglichkeit, eine vorhandene Strecke auch andersherum zu fahren, also bei einem Rundkurs eben gegen statt im Uhrzeigersinn (als Abwechslung), oder bei einer von/bis-Strecke als Rückweg. Mein vorheriges, ansonsten eher schlechtes Navi (Blaupunkt MotoPilot) konnte das, beim TomTom muss ich den Kurs als GPX-Datei in einer Software einmal umdrehen und dann wieder neu im MyDrive-Portal importieren.

Andererseits Tankstellen entlang der Route. Die zeigt es mir zwar rechts in einer Art Zeitstrahl an (z.B. eine in 25 km und nochmal eine in 75km), aber völlig willkürlich. Dabei wäre es kein großes Drama, die grundsätzliche Reichweite meiner Maschine einmal in den Einstellungen abzufragen, dann mit einem Tageskilometerzähler (ganz krasse Idee: Wenn das Navi merkt, dass ich an einer Tankstelle stehe, bietet es mir von sich aus an, den zurückzusetzen) zu gucken, wann ich tanken muss. Und mir dann in diesem Zielsektor anzuzeigen, wie viele Tankstellen es da gibt. So ist die Anzeige nur bedingt nützlich.

Ein Blick rüber zur Konkurrenz auf den angeblich ja perfekt ins Bike integrierten Navigator VI: Der bekommt über einen Signalport vom Motorrad eine Info, sobald die Reservelampe aufleuchtet. Und bietet dann wohl auf Knopfdruck an, Tankstellen in der Nähe zu suchen. So viel besser ist das auch nicht…

Die Halterung

Der Navigator VI ist ja perfekt ins Bike integriert, man kann ihn in den dafür vorgesehenen Halter einclipsen, mit dem Zündschlüssen zumindest gegen schnelles Mitnehmen verriegeln, und das Navi ist dann an der m.E. perfekten Position, um vom Fahrer gesehen zu werden.

Ich wollte den Navi-Halter damals nicht abbauen (wer weiß, was noch kommt), das TomTom aber auch nicht woanders hin bauen. Also habe ich mir einen Adapter gebaut. Sie besteht aus einem 15 Euro teuren Smartphone-Halter, den man in den Navihalter einclipst und dort dann sein Smartphone einklemmen kann. Da habe ich dann einerseits einfach die original TomTom-Halterung draufgeschraubt. Andererseits hat dieser Smartphone-Halter auch eine Anschlussleiste zum Motorrad (um das Navi, bzw. in dem Fall das Smartphone mit Strom zu versorgen, der Navihalter macht aus den 12V dann 2x USB), also habe ich das Gehäuse aufgeschraubt und mir innendrin 12V abgegriffen und damit ebenfalls den TomTom-Halter gespeist. Fertig ist eine Halterung, die etwas selbstgebaut aussieht (sieht man aber nur, wenn das TomTom nicht drauf steckt, darum ist mir das egal). Einen ähnlichen Smartphone-Halter (aber sogar mit kontaktlosem Laden) habe ich im Wechsel nochmal, wenn ich in der Stadt z.B. ohne TomTom fahre. (Inzwischen gibt es als "BMW Connected Ride Cradle" eine Deluxe-Version, die kann aber noch ein paar Sachen anders, ist aber entsprechend teurer).

Der Co-Pilot

Okay, das TomTom kann drahtlos mit meiner Route gefüttert werden und fährt die dann munter ab. Das macht es sehr gut. Da ich die richtigen Strecken aber ohnehin vorher am PC plane, ist es nur ein kleiner Handgriff, die auch in die BMW Connected App zu importieren, und da ebenfalls die Navigation zu starten.

Und dann? Beide Navis fahren dann exakt die gleiche Strecke. Einerseits arbeite ich ja mit detaillierten Tracks, d.h. die Navis können/wollen gar nicht unterschiedlich routen. Andererseits ist auch die Navigationsfunktion der BMW Connected App im Hintergrund von TomTom zugekauft, d.h. die Dinger ticken ähnlich.

Die Connected App bietet mir aber dann noch mehr: Gut sichtbare Abbiegehinweise auf dem schönen großen TFT. Die erscheinen nur, wenn ich abbiegen muss (und legen sich vor den Tacho), d.h. das fällt während der Fahrt im Augenwinkel sehr gut auf. Und falls ich will, kann ich aus dem Menü (bequem per Multiwheel zu bedienen) auch die Sprachansagen aktivieren oder danach wieder deaktivieren. Auf dem TomTom sind die Abbiegehinweise deutlich schlechter lesbar (das TFT ist einfach, gerade bei Sonneneinstrahlung, herausragend gut), die Sprachansagen während der Fahrt zu aktivieren ist über Handschuhe auf dem kleinen Display auch weder schön noch ungefährlich. 

Neben den Abbiegehinweisen sind es aber auch die Funktionen "Tankstelle" und "Restaurant", jeweils "in der Nähe" oder "entlang der Route", die die ConnectedApp über MultiWheel und TFT einfach sehr gut zugänglich macht. Auf dem TomTom könnte ich aus Gründen der Lesbarkeit (Displaygröße), aber auch der Bedienbarkeit (mit Handschuhen) das nur im Stand abfragen. Auch wenn mich die App als alleiniges Navi nicht überzeugt hat (darum nutze ich ja weiter das TomTom): Als Co-Pilot, um während der Fahrt zu gucken, wo man eine Pause machen könnte oder ob man besser die Tankstelle nimmt oder noch eine andere kommt, ist die ConnectedApp ein toller Co-Pilot. 

Als letzter Aspekt: BMW versorgt mich ohne Abo mit Verkehrsinfos (während ich das beim TomTom bezahlen müsste), d.h. im Falle einer Straßensperrung übernimmt dann einfach kurz der Co-Pilot, bis wir wieder "on track" sind.

Aus der Reihe: Motorradnavigation auf der BMW GS

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