Der JuiceBooster

Bereits seit der ersten Fernfahrt habe ich einen JuiceBooster. Brauchen tut man den nicht, cool ist er trotzdem.

Was ist das genau?

Der JuiceBooster ist eine mobile Ladelösung, sozusagen das schweizer Taschenmesser der Ladekabel. Die Elektronik ist die gleiche wie bei einer Wallbox auch (liegt auch in einer ähnlichen Preisklasse. Und lässt sich mit einer Wandhalterung auch als Wallbox fördern). Am einen Ende ist ein Typ2-Ladekabel, das kommt in unseren Skoda Enyaq. Und am anderen Ende ist ein proprietärer Stecker.

Und für den hat man verschiedene Adapter. Es gibt gefühlt 100 verschiedene für alle denkbaren Länder und Steckerarten. Im deutschen Starterpaket sind enthalten:

  • Ein Schuko-Stecker für die normale Haushaltssteckdose, damit kann man so ca. 2.4 KW Ladeleistung hinbekommen (ich glaube bis zu 3.6 wäre möglich; das Ding hat eine Temperaturüberwachung im Stecker und regelt im Zweifelsfall runter)
  • Ein blauer Camping-Stecker (CEE 16A einphasig), da bekommt man dann stabil 3.6 KW hin.
  • Je ein roter CEE 16A und CEE 32A-Drehstrom-Stecker (unterschiedliche Dicke) für 11 bzw. 22 KW

Mehr über die Steckertypen findet man hier. Damit kann man eigentlich an allen deutschen Steckdosen Strom zapfen.

Dazu haben wir inzwischen noch als Zubehör gekauft:

  • eine 10 Meter-Verlängerung
  • einen Typ2-Adapter (zum Einstecken in die Ladesäule)
  • 2 Schlösser, mit denen man die Steckverbindung verriegeln kann 

Damit liegt der Gesamtpreis dann aber auch schon bei rund 1.000 Euro...

Wofür braucht man das Ding?

Der Schuko-Adapter sorgt dafür, dass man an jeder normalen Steckdose (z.B. in der Garage) laden kann. Das ist insbesondere in Hotels oder Ferienwohnungen, die keine Wallbox haben, ganz praktisch, um den Skoda über Nacht aufzuladen. Aber Achtung: Bei 3KW Ladeleistung und rund 60kwh Akkukapazität unseres Enyaq iV60 wären das rund 20 Stunden für eine komplette Akkuladung, für eine einzelne Übernachtung bei der Durchreise kann das schon knapp sein.

Da wir kein Schuko-Ladekabel ("Notladegerät" oder auch "Ladeziegel" genannt) beim Skoda dabei hatten, ist so ein JuiceBooster schon ganz nützlich und kam auch bereits mehrmals zum Einsatz. Aber: Rein für 230V-Schuko könnte man auch für viel viel viel weniger Geld ein reines Notladegerät kaufen.

Wofür braucht man das Ding vielleicht?

Die roten Drehstrom-Industriesteckdosen haben den Vorteil, dass man die gleiche Ladeleistung wie an einer Wallbox oder einer öffentlichen AC-Ladesäule hinbekommt. Damit wird auch bei Langstrecken bei einer reinen Durchreise-Übernachtung das größte Auto wieder voll. In einem recht beliebten YouTube-Kanal rund um E-Autos wird das Ding darum immer beworben, es wäre perfekt auf Reisen, weil man in jedem Hotel einfach an die rote Drehstrom-Steckdose rangehen könnte, fertig.

In wirklich jedem? Ich weiß es nicht. Ich habe viele Hotels kennengelernt, auch so manche Hotel-Garage gesehen, als Autofahrer, als Motorrad-Fahrer oder auch aus "Handwerker-Sicht" bei dienstlichen Vor-Ort-Besichtigungen. Spontan fällt mir ein einziges Hotel ein, bei dem ich eher glaube, dass da eine rote Drehstrom-Steckdose in der Garage war. Bei allen anderen hätte man maximal fragen müssen, wo Strom ist. Das kann erfolgreich sein (irgendwo haben werden die meisten Hotels eine CEE-Steckdose; für Veranstaltungen z.B. brauchen sie die auch oft). Das kann aber auch, je nach Lage des Parkplatzes oder wenn man am Wochenende abends aufschlägt (und kein Haustechniker mehr verfügbar ist), ein Reinfall werden.

Auch meine beiden Hotel-Übernachtungen, bei denen der JuiceBooster zum Einsatz kam, liefen über Schuko-Steckdosen. Lediglich der blaue Camping-Stecker CEE16 wäre optional zum Einsatz gekommen. (Dafür gibt es aber für wenig Geld auch Adapter von CEE16 auf Schuko, denn die Ladeleistung einphasig ist bei beiden ja max. 3.6 KW). 

Also erwartet nicht zu viel davon, wenn Ihr mit einem JuiceBooster im Hotel aufschlagt. Oder anders gesagt: Die Wahrscheinlichkeit, dass das Hotel eine Lademöglichkeit bereits hat, oder Euch einfach irgendwo an eine Schuko-Steckdose gehen lässt, ist deutlich höher.

Wofür braucht man das Ding noch?

Wer ohnehin räumlich eine Möglichkeit hat, daheim zu laden (aber noch keine Wallbox), für den ist der JuiceBooster eigentlich ganz cool: Einfach vom Elektriker seiner Wahl eine rote Drehstrom-Steckdose in die Garage legen lassen, und da dann den JuiceBooster dran. Schon hat man daheim das gleiche, was eine Wallbox auch könnte, aber auf Reisen den Vorteil, dass man den JuiceBooster mitnehmen könnte. Bringt bei uns leider nichts, sowohl unsere Garage, als auch unter Stamm-Parkplatz sind zu weit weg vom Haus, um sie zu verkabeln (und das Thema Lademöglichkeit auf dem gemeinsamen Garagenhof ist nicht so ganz einfach). 

Warum habe ich ihn trotzdem behalten?

Er ist trotzdem gut. Und nur weil ich ihn nicht oft (vielleicht nie?) in seiner vollen Leistung nutzen werde, schadet es ja nicht, ihn zu haben. Ein Notladegerät 230V hätte ich mir auf jeden Fall irgendwann zugelegt (wie gesagt, diese Funktion wurde bereits zweimal genutzt), im Sommer planen wir immerhin mit dem Auto einen Urlaub in Österreich (mal gucken, wie da das Laden wird), also schaden tut's nicht. Und ich habe auch schon mehr Geld für weniger sinnvolles Spielzeug ausgegeben...

Mit dem nachgekauften Zubehör (Verlängerung + Typ2-Stecker) wird das ganze auch noch etwas entzerrt. Zum einen hat man jetzt knapp 15 Meter, die zwischen Steckdose und Auto liegen dürfen, das macht dann auch das Anzapfen einer Drehstrom- oder Camping-Steckdose praktikabler. Und mit dem Typ2-Stecker vorne drauf hat man so eben auch ein 15 Meter langes Ladekabel für öffentliche Ladesäulen (das ist rund 3x so lang wie das mitgelieferte). Das nimmt zugeparkten Ladesäulen etwas den Schrecken, weil man so auch von 1-2 Parkbuchten daneben noch laden kann.

Platzbedarf im Kofferraum

Den darf man nicht unterschätzen. Er kommt mit einer großen Kiste, die mit Klettverschluss auf der Rückseite stabil im Kofferraum fixiert werden kann - eigentlich eine gute Idee. Aber ich will den eigentlich immer dabei haben (sonst kannst Du sicher sein, dass es mal eine Situation geben wird, wo man ihn brauchen könnte, und ausgerechnet dann liegt das Ding im Keller). Und die Kiste ist mir ehrlich gesagt zu groß, um sie immer im Kofferraum zu haben. 

Also habe ich ihn (ohne seine Kiste) in unseren Enyaq gequetscht:

Der JuiceBooster selbst mit seinen bei uns vier Adaptern passt so gerade in das Fach unterhalb des Kofferraums, in dem Skoda das serienmäßige Typ2-Kabel platziert hat. Das ist bei uns dann links in die abtrennbare Mulde gewandert (was ohnehin praktischer ist, dann kommt man auch bei gefülltem Kofferraum dran). Die 10m-Verlängerung liegt hinter dem Beifahrersitz im Fußraum, abgedeckt von der Fußmatte ... gewinnt keinen Schönheitspreis, aber dadurch, dass da hinten sowieso Kindersitz + unser Fußspuren-Schutz-Ding für den Beifahrersitz sind und unsere Tochter mit den Füßen ohnehin nicht bis zur Fußmatte kommt, fällt es kaum auf und stört nicht.

 

Fazit nach 3/4 Jahr

Es ist Ende September 2022, unser E-Auto ist fast ein Jahr alt und der JuiceBooster knapp ein Dreivierteljahr. Zeit für ein kleines Fazit:

Ich bin mit dem Produkt weiterhin zufrieden. Auch technisch habe ich (anders als beim go-e-Charger, den sich hier mal jemand näher angeguckt hat) ein sehr gutes Gefühl bei dem Gerät. Ich würde ihn aber nicht noch einmal kaufen. Unsere bisherigen Ladevorgänge damit lassen sich an zwei Händen abzählen und waren allesamt 230V Schuko, ein Notladekabel hätte es auch getan. Drehstrom kam nur ein einziges Mal zusammen, auf einem befreundeten Weingut (an der Mosel findet man rote CEE-Dosen alle 50 Meter), aber rein von der Aufenthaltsdauer hätte uns auch da 230V gereicht (abgesehen davon, dass die Entfernung von Köln nicht so riesig ist, mehr als fünf Minuten Schnellladen wäre auch ohne Lademöglichkeit vor Ort nicht notwendig geworden). 

Auch der Typ2-Aufsatz hat sich im Nachhinein als völlig unnötig erwiesen: Da, wo er nützlich wäre (in Urlaubshotels, wo man irgendwo parkt und sich dann ein langes Kabel zur Wallbox legt) hatten wir bisher immer Wallboxen mit angeschlagenem Typ2-Kabel (d.h. man kann gar kein eigenes Ladekabel, also auch keinen JuiceBooster verwenden). 

Allerdings, wenn ohnehin mal wieder irgendwas bei uns gebastelt wird, werde ich mir eine rote Drehstromsteckdose vor die Haustür verlegen lassen. Das ist zwar eine reine Spielstraße ohne Parkmöglichkeit, aber wenn man z.B. vor einer Urlaubsreise eine Stunde lang das Auto belädt, kann man ja kurz den JuiceBooster noch einstöpseln.

Braucht man nicht, ist aber cool

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