Laden in Köln, Teil 6: Zugeparkt? Pech gehabt!

Ich wohne gerne in Köln. Und ich bin auch froh, dass ich hier mein E-Auto laden kann, das klappt erstaunlich gut. Aber von einer Förderung der E-Mobilität, wie sie politisch eigentlich ja gewollt ist, ist das, was die Stadt Köln abliefert, weit entfernt. Und ich bin froh um jeden Nachbarn, der sich im Moment kein E-Auto zulegt, denn nur deshalb klappt das noch erstaunlich gut.

Heute: Zugeparkt? Pech gehabt!

Bereits vor einigen Wochen hatte ich mich über die unsinnige Standort-Planung der Stadt Köln bei unserer Heimat-Ladesäule aufgeregt. Ein Laden am Wochenende wird dort zum Glücksspiel, vormittags werden die Lade-Parkplätze von "nur mal kurz zum Bäcker"-Besuchern genutzt (wobei "kurz" dann auch schon mal ein zweistündiges Vor-Ort-Frühstück sein kann), nachmittags von Touristen, die dort ans nahe gelegene Rheinufer wollen. Platz ist meistens an anderer Stelle auch noch, aber rumfahren und suchen und womöglich noch rangieren, dazu hat halt keiner Lust.

Wie man als E-Auto-Fahrer damit umgeht, dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Anfangs habe ich die Leute freundlich angesprochen. Die Reaktionen sind dann eher so:


"ach so?! Müssen Sie jetzt hier laden? Ausgerechnet jetzt? Hat das keine anderthalb Minuten Zeit? Sie sehen doch, ich muss nur kurz Brötchen holen. Also man kann sich auch anstellen, ehrlich! Und im übrigen: Der Ton macht die Musik"
 

Hä??? Ich hatte wirklich freundlich gefragt, ob sie vielleicht woanders parken könnte, weil ... - weiter kam ich schon nicht. Da hab ich keinen Bock drauf. 

Eine Nachbarin geht in die Bäckerei bzw. das dazugehörige Café und lässt den Fahrer ausrufen (meistens glauben die dann, es hätte einen Unfall gegeben). Auch nicht schlecht, aber auch vom Zeitaufwand echt nervig.

Inzwischen melde ich die Fälle einfach bei der Stadt Köln, die haben ein Falschparker-Melde-Formular. Das mache ich nicht in Blockwart-Mentalität mehrmals täglich, und auch einer von drei Falschparkern, die ich sehe, "rutscht mir durch" (gerade kein Handy dabei oder gerade keine Zeit oder anderweitig keinen Kopf dafür, ...). Und trotzdem, bei 55 Euro je Parkverstoß dürfte da inzwischen eine vierstellige Summe zusammengekommen sein. Von einer Besserung der Situation aber kann ich leider nichts erleben, weder scheint sich das rumgesprochen zu haben (wenn es denn überhaupt verfolgt wird), noch scheint sich jemand bei der Stadt gedacht haben "boah, wenn dieser eine Typ schon so einen Umsatz macht, wie viel Geld könnten wir machen, wenn wir regelmäßig da eine Politesse vorbeischicken würden"...

Mit Anlauf: Ladepanik

Und so war es nicht überraschend, dass ich eines schönen Sonntags wirklich ein Problem hatte. Eine Ladesäule war belegt, die andere war zugeparkt, wir kamen auf Reserve vom Wochenend-Ausflug wieder und brauchten für eine bevorstehende Fahrt ein volles Auto. Was also tun?

Die Stadt Köln sagt dazu auf ihrer Webseite:


Wenn Ihnen auf der Straße ein Parkverstoß aufgefallen ist, den Sie dem Ordnungsamt direkt mitteilen wollen, dann melden Sie sich bitte beim

Verkehrsdienst der Stadt Köln
Willy-Brandt-Platz 3
50679 Köln

Telefon: 0221 / 221- 32000

Sie erreichen das Servicetelefon des Verkehrsdienstes und des Ordnungsdienstes:

Montag bis Donnerstag, 7 bis 1 Uhr
Freitag, 7 bis 2 Uhr
Samstag, 9 bis 2 Uhr
Sonntag, 9:30 bis 1 Uhr
Feiertag, 10 bis 24 Uhr
 

Es war Sonntag nachmittag, also erreicht man das Servicetelefon - dachte ich. Nach 10 Minuten Warteschleife ging auch endlich jemand ran. Aber, ich hatte die o.g. Webseite wohl falsch verstanden:


"Oh, das tut mir leid, Sie sind hier beim Verkehrsdienst. Das ist aber Sache der Verkehrsüberwachung, und die Kollegen arbeiten heute nicht. Sie können das aber online per Formular melden."
 

Ja okay. Mir ging es ja eher um das Verfügbar-Machen der Ladesäule. Dass ich den Falschparker melden kann, wusste ich. Mir ging es mehr um das hier:


Frage: Die Ladestation wird durch ein konventionelles Fahrzeug blockiert. Kann ich das Abschleppen veranlassen?

Antwort: Grundsätzlich ja. Allerdings: Ob Sie durch die Polizei ein Abschleppen veranlassen können, hängt davon ab, ob sich die Ladestation auf öffentlichem oder privatem Grund befindet. In beiden Fällen gilt: Fahrzeuge mit Verbrennermotoren dürfen generell nicht an Ladestationen parken. E-Fahrzeuge wiederum können lediglich im Rahmen der ausgewiesenen Höchstparkdauer (Nachweis per Parkscheibe erforderlich) an einer Ladestation abgestellt werden.

Öffentlicher Raum (blaue Beschilderung)

  • Im öffentlichen Raum gilt die Straßenverkehrsordnung.
  • Sofern eine entsprechende Beschilderung an der Ladestation angebracht ist, können Sie bei Bedarf das Abschleppen eines Fahrzeugs an einer Ladestation über das jeweils zuständige Polizeikommissariat veranlassen.
     

Ach mist, falsche Stadt, das o.g. Zitat stammt aus einer richtigen Großstadt, wo Erfahrungsberichten nach auch nach i.d.R. 15 Minuten der Abschlepper vor Ort ist. In Köln findet man so keine so waghalsige Aussage. Und die 15 Minuten wären eh nicht schaffbar, da habe ich ja schon länger in der Warteschleife gewartet.

Okay, der Verkehrsdienst ist dafür nicht zuständig, die Verkehrsüberwachung nicht im Dienst. An wen kann ich mich sonst wenden? An die Leitstelle der Polizei. Also die angerufen:


"Für den ruhenden Verkehr ist die Polizei nicht zuständig, da müssten Sie sich an's Ordnungsamt wenden, ich gebe Ihnen mal die Telefonnummer..."
 

Ruhender Verkehr? Wer sagt das ich ruhig bin? Nach meinem Hinweis, dass die mich ja gerade erst zur Polizei verwiesen hätte, hat sie mich dann notgedrungen an das zuständige Polizeikommissariat weitergeleitet. Die wussten immerhin, was zu tun ist: "Falls irgendwann mal ein Streifenwagen frei ist, schicke ich den da vorbei". Ah ja, okay. Falls. Irgendwann. Selbst wenn die dann entscheiden, dass da abgeschleppt wird (und meine Vermutung ist, dass auch die Polizei der politischen Ausrichtung "E-Auto-Fahrer muss man nicht für voll nehmen" folgt), würde das ja nochmal ewig dauern.

Immerhin: Ich konnte laden. Eine Stunde, in der ich das A##### zugeparkt und da vergeblich auf die Polizei gewartet habe, habe ich mich dank ausreichend langem JuiceBooster-Kabel mit Strom versorgen können. Voll wurde das Auto damit nicht, aber zumindest hat es mir eine Dreiviertelstunde Fußweg für Bringen und Abholen an der nächsten lt. App freien Ladesäule gespart, wir kamen durch den nächsten Tag und konnten da einen neuen Ladeversuch starten. 

Aber spätestens jetzt kann ich guten Gewissens keinem Kölner, der nicht zufällig Garage-mit-Strom hat, zum E-Auto raten.

Wozu auf Schilder achten, wenn es nicht mal die Stadt Köln interessiert, dass man falsch parkt?

Danke, Stadt Köln :-(

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