Laden in Köln, Teil 1: Standortplanung

Ich wohne gerne in Köln. Und ich bin auch froh, dass ich hier mein E-Auto laden kann, das klappt erstaunlich gut. Aber von einer Förderung der E-Mobilität, wie sie politisch eigentlich ja gewollt ist, ist das, was die Stadt Köln abliefert, weit entfernt. Und ich bin froh um jeden Nachbarn, der sich im Moment kein E-Auto zulegt, denn nur deshalb klappt das noch erstaunlich gut.

Heute: Die Standort-Detailplanung

Meine Erwartungshaltung, wenn eine Stadt gemeinsam mit ihrem eigenen Energieversorger Ladesäulen plant, ist eigentlich, dass da Profis arbeiten. Und da ... ist noch Optimierungspotential.

Unsere Heimatsäule steht auf einem öffentlichen Parkplatz mit grob geschätzt 100 Stellplätzen. Direkt, wenn man auf den Parkplatz drauffährt, sieht man sie links ... vielleicht wollten die Städteplaner den E-Auto-Fahrern etwas Gutes tun mit diesem prominenten Standort. In der Karte weiter unten sieht man die Ladesäule mit einem roten L, die beiden dazugehörigen Ladeparkplätze mit einem von mir eingetippten schwarzen P. Da drunter die etwas längere weiße Verbindung zur Hauptstraße ist die Zufahrt. 

Falschparker

Der Haken ist: Auch Verbrenner-Fahrer fahren auf den Parkplatz drauf, sehen links die beiden freien Stellplätze, denken sich "och, perfekt, direkt hier vorne ist was frei" und stellen sich da hin. Die Beschilderung ist eindeutig und korrekt (was nicht so einfach ist, aber das schafft Köln), aber sie wird nicht respektiert.

Letzten Sonntag beispielsweise bin ich dort Brötchen holen gegangen. In der Theorie könnte ich auch mit dem Auto hinfahren und es bei der Gelegenheit an den Strom hängen, aber den Stress tu' ich mir nicht mehr an. Als ich an der Bäckerei ankam, war ein Ladeplatz zugeparkt. Der zweite wurde es gerade, während ich an der Schlange anstand. Diese Fahrerin habe ich dann verscheucht, nur damit wenige Minuten später ein Golf mit Leverkusener Kennzeichen dort parkt. Als ich zwei Stunden später da vorbeigelaufen bin, stand der Golf immer noch da, dafür war immerhin der Nachtparker verschwunden. Eine weitere Stunde später kam ich wieder dort vorbei, dieses Mal war auch der Leverkusener Golf weg, statt dessen standen ein Porsche da, ein Japaner fuhr gerade weg und ein Opel freute sich über die frei werdende Parkfläche. Diese sechs Falschparker waren nur der Vormittag, nachmittags bei besserem Wetter (der Parkplatz wird auch von Ausflüglern gerne genutzt) dürfte sich die Lage verschärft haben.

Eine Boden-Markierung (farblich oder ein aufgemaltes E-Auto), die vielleicht zumindest ein bisschen schlechtes Gewissen machen würde, gibt es nicht. Parkscheinpflicht auf dem gesamten Parkplatz auch nicht, also laufen auch keine Politessen rum. Und dass Säulen-Blockierer abgeschleppt werden, kenne ich leider nur aus (vielen) anderen Städten, nicht aus Köln.

Als E-Auto-Fahrer lädt man daher am Wochenende am besten nachts. Das gemeine ist: Ab 7 Uhr morgens kostet das eingesteckte Auto eine Blockiergebühr von 6 Euro pro Stunde, man sollte sich also unbedingt Sonntags morgens den Wecker stellen, sonst wird das ein teurer Ladevorgang. Aber nur für E-Autos, denn der Verbrenner, der die Säule blockiert ohne sie überhaupt benutzt zu haben, parkt gratis.  

Schlaues Lade-Parken: Leider nicht möglich

Nun habe ich ja einen Bausatz für ein 15 Meter langes Typ2-Kabel, d.h. ich könnte relativ entspannt einfach neben dem Verbrenner parken. Oder daneben. Oder daneben. Oder auf Kopf gegenüber. Und trotzdem noch die Ladesäule erreichen. Aber dazu hätte die Säule woander stehen müssen. Z.B. da, wo ich sie mit einem grünen L eingezeichnet habe, da gäbe es ein halbes Dutzend weiterer Stellplätze, die alle in Kabelreichweite meines JuiceBoosters wären. 

Aber da, wo die RheinEnergie/Stadt Köln sie hingesetzt hat, gibt es keine Ausweichplätze. Auf diesem Stück gab es mal Platz für vier Stellplätze, auf einem steht ein Glascontainer, einer ist durch die Ladesäule samt Zähleranschlusskasten weggefallen, also sind dort nur noch die beiden gerne zugeparkten Ladeparkplätze. In alle Himmelsrichtung sind Straßen, d.h. da kann man kein Kabel legen, um auf die gegenüberliegende Seite zu kommen. Da hat sich wirklich jemand Mühe gemacht bei der Standort-Auswahl, denn es gab keinen anderen Standort auf dem gesamten Parkplatz, der ähnlich schlecht lag.  

Expansion: Teuer

Vielleicht lässt die Stadt Köln es mal irgendwann richtig krachen, und wir bekommen da eine zweite Ladesäule. Wie gesagt, nicht an der gleichen Stelle (mangels Platz), also ganz woanders. Also kommen wieder Bagger und Baustellen-Trupps, setzen einen neuen Zähleranschlusskasten, und davor dann die Ladesäule. 

Als Unternehmer tut mir das weh. Denn hätte man den ersten Standort woanders hingesetzt (z.B. am grünen L), dann hätte man eine zweite Ladesäule mit minimalem Bauaufwand einfach auf die gegenüberliegende Seite oder daneben setzen und an den gleichen Zähleranschlusskasten anschließen können. Wenn man das ein bisschen vorbereitet hätte, als der Boden eh aufgerissen war (so wie ein Hobby-Handwerker vielleicht Leerrohre plant), dann hätte man womöglich überhaupt keinen Bautrupp mehr gebraucht. Und eine zweite Säule wäre nicht nur schneller, sie wäre auch locker 50% billiger gewesen als wenn man jetzt wieder alles bei Null anfangen muss.

Aber wie gesagt, ich bin Unternehmer, ich gebe mein eigenes Geld aus und achte daher ein bisschen auf unnötige Kosten. Die öffentliche Hand hat halt andere Prioritäten.

Ein bisschen schlauere Standortauswahl würde das Laden deutlich vereinfachen.

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