Laden in Köln, Teil 3: Genug Ladesäulen?

Ich wohne gerne in Köln. Und ich bin auch froh, dass ich hier mein E-Auto laden kann, das klappt erstaunlich gut. Aber von einer Förderung der E-Mobilität, wie sie politisch eigentlich ja gewollt ist, ist das, was die Stadt Köln abliefert, weit entfernt. Und ich bin froh um jeden Nachbarn, der sich im Moment kein E-Auto zulegt, denn nur deshalb klappt das noch erstaunlich gut.

Heute: Haben wir genug Ladesäulen?

In meiner losen Reihe "Laden in Köln" habe ich ja durchaus auch schon das eine und andere Mal über meine Heimatstadt gemeckert.

Dennoch: Gefühlt macht E-Auto-Fahren in Köln Spaß. Ich hatte nie ein ernsthaftes Problem, dass "meine" Ladesäule belegt war. Klar, ab und zu ist die ausgelastet, und gerade am Wochenende gerne zugeparkt, aber nach dem Motto "lädst Du heute nicht, lädst Du morgen" hatten wir bisher nie Ladepanik. Und es klappt auch erstaunlich gut, Kunden- oder private Termine in der Stadt mit einem Ladestopp (und damit einem kostenlosen Parkplatz) zu verbinden. 

Aber Gefühle sind ja das eine, Zahlen das andere. Aus dem Grund habe ich mal die Anzahl der Ladesäulen in Köln in Relation zur Einwohnerzahl gesetzt ("unsere" 2-Port-Ladesäulen muss statistisch für 3.000 Einwohner reichen) und das auch mal mit anderen Städten verglichen.

Das war Anfang Mai. Und auch wenn ich Köln da schon vergleichsweise "zurückhaltenden" Ausbau diagnostiziert habe, hat es immerhin für Platz 16 in der Rangliste der Großstädte gereicht. Doch mein Datenbestand war unvollständig, insbesondere Hamburg und München standen in meiner Statistik nicht besonders gut dar. Also habe ich meinen Datenbestand (der ursprünglich für die Entwicklung des Ladefritz "angefallen" ist) aufgebohrt und weitere Ladekarten-Anbieter-Roamingsysteme eingebunden. Inzwischen habe ich über 70.000 i.d.R. kostenpflichtige Ladepunkte in meiner Datenbank (ausschließlich kostenpflichtige öffentliche Ladesäulen, d.h. Gratis-Lader bei Supermärkten etc. sind nicht berücksichtigt) und damit einen recht guten Überblick über das öffentliche Laden in Deutschland. 

Das Problem: Je besser der Datenbestand wurde, desto schlechter schnitt Köln ab. Denn wenn es in Köln per Ratsbeschluss de facto nur einen einzigen Anbieter geben darf, dann ist auch die Erfassung einfach. Die anderen Städte haben sich nach und nach hochgearbeitet und Köln links liegen lassen. Grund für mich, diesen Artikel hier neu zu formulieren.

Köln im Vergleich zu anderen Städten

Laut Wikipedia ist eine Großstadt definiert mit mindestens 100.000 Einwohner, Deren haben wir 80 an der Zahl, und Köln belegt Platz 48. Immerhin Mittelfeld, aber hinteres.

In Köln teilt man sich eine Ladesäule (mit in der Regel 2 Ladepunkten) mit rund 3.100 anderen Leuten. Zum Vergleich: Beim Gewinner Stuttgart sind es nur etwas über 1000, mit denen man sich "absprechen" muss, wer laden kann, ähnlich gut sieht es in den ähnlich großen Städten Hannover und Dresden aus. Und im Bundesdurchschnitt immerhin auch nur rund 2.000. 

Nun ist Köln natürlich doppelt so groß wie Stuttgart. Und je kleiner eine Stadt ist, desto einfacher hat sie es. Sieht man schön an Freiburg (Platz 6 unter den Großstädten mit lediglich 85 Ladesäulen / 318 Ladeports), aber auch Aachen und z.B. Kiel (gerade mal 64 Ladepunkte) machen dadurch eine gute Form.

Ist es also unfair Köln gegenüber? Ich finde nicht. Denn Stuttgart gewinnt deshalb, weil dort 1226 Lademöglichkeiten zur Verfügung stehen. Das sind auch in absoluten Zahlen rund 40% mehr als in Köln stehen. Anders gesagt: Selbst wenn Stuttgart genauso groß wie Köln wäre, wäre die Stadt immer noch deutlich besser und hätte knapp die Top 10 verpasst.

Setzen wir mal andere Filter an:

  • Betrachten wir mal alle Städte (unabhängig ihrer Größe), dann schafft es Köln auf Platz 1118. Immerhin, es gibt noch gut 900 Städte, die schlechter abschneiden (700 mit und 200 ganz ohne Ladesäulen).
  • In Köln gibt es rund 240 Ladeorte (also Standorte mit im Durchschnitt 2,5 Ladepunkten). Gucken wir mal, in welcher Liga wir da spielen (200-300 Ladeorte): Dingolfingen (BMW), Wolfgsburg (VW), Düsseldorf, Leipzig. Also zweimal Regionalliga und zweimal Werks-Parkhäuser von Automobilherstellern. Wow. 
  • Immer noch wichtig für uns Kölner: Wie stehen wir im Vergleich zu den Düsseldoofen dar? Und wir stehen doof dar. Wie schon beschrieben ist die Anzahli der Ladesäulen nicht so weit von unserer Anzahl entfernt ... bei etwa 40% weniger Einwohner platziert sich Düsseldorf damit deutlich besser als der Bundesdurchschnitt.
  • Konfigurieren wir den Filter mal auf "500.000 Einwohner und mehr" (damit auch z.B. Frankfurt mit drin ist), dann landet Köln auch auf dem Abstiegsplatz, immerhin Bremen und Berlin schneiden schlechter ab (wobei ich bei Bremen gute Chance sehen, dass wir uns von denen auch noch überholen lassen) 

 

Köln im Vergleich zu anderen Millionenstädten

Hannover? Dresden? Stuttgart. Pah. Wir in Köln sind eine Millionenstadt. Darum messen wir uns auch an anderen Millionenstädten. Und da steht Köln dann als der Einäugige unter den Blinden dar:Hamburg und München beweisen, wie es geht. München quetscht mehr Einwohner auf kleinere Fläche und versorgt die mit fast 2500 Lademöglichkeiten (während wir auf die 700ste zueifern). Hamburg zeigt, dass man mit noch mehr Einwohnern in deutlich größerem Stadtgebiet trotzdem Infrastruktur bieten kann und knackt bald die 3000er Grenze.

Nur Berlin ist bekanntlich arm aber sexy. Sexy vielleicht nicht, aber zumindest arm in Bezug auf Elektromobilität. Zwar hat man da auch fast 1900 Ladepunkte (dagegen wirken die knapp 700 Kölner regelrecht lächerlich), aber auf die 3.6 Mio Einwohner umgelegt ist das der Verlierer.

Glückwunsch Köln, immerhin nur vorletzter!

Und jetzt, wo ich diese Auswertung neu gemacht habe (und Köln wirklich mies abschneidet) ärgert es mich um so mehr, dass man mittels Monopol für die hauseigene RheinEnergie den Ausbau auch noch mutwillig behindert. Danke, Stadt Köln.

Das komplette Ranking...

findet sich unter "Tools" bzw. als Direkt-Link hier und wird automatisch unbefristet (solange meine Datenquelle nicht versiegt) aktuell gehalten.

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